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Die Diaspora kommt

INTERNET US-Studenten arbeiten an einem Online-Netzwerk, um sich gegen Facebook zu wehren

Als die vier jungen Informatiker Dan Grippi, Max Salzberg, Raphael Sofaer und Ilya Zhitomirskiy im Frühjahr auf die Idee kamen, eine Facebook-Alternative zu schaffen, hätten sie sich vermutlich nicht träumen lassen, damit so viele positive Reaktionen hervorzurufen. Um ihr „Diaspora“ genanntes Projekt zu finanzieren, bedienten sich die New Yorker des „Crowd Funding“-Dienstes Kickstarter. Softwareentwickler und Kulturschaffende können dort den Internetnutzern ihre Projekte vorstellen und sie dann um Unterstützung bei der Finanzierung bitten. Diaspora sollte 10.000 Dollar einwerben, damit sich das Viererteam in seinen Sommerferien statt um Praktika eben um die Programmierung kümmern konnte. Nach 12 Tagen war das Finanzierungsziel erreicht, am Ende waren 200.000 Dollar von fast 6.500 Unterstützern beisammen. Seither gab es zwar vereinzelte lobende Erwähnungen in der Presse, doch wie die Entwickler vorankamen, verrieten sie nur stückchenweise.

Nun steht ein offizieller Starttermin fest: Am 15. September soll Diaspora für die Öffentlichkeit freigegeben werden – in Form der angekündigten quelloffenen Software, die beliebig weiterprogrammiert werden kann. Klar ist allerdings jetzt schon, dass „Release 1“ noch bei weitem nicht alle versprochenen Funktionen enthalten wird. So fehlt eine direkt zugängliche Programmierschnittstelle genauso wie die Möglichkeit, Zusatzprogramme auszuführen.

Von Anfang an gewährleistet ist aber die Vernetzung einzelner Nutzer ohne zentrale Instanz. Nach Aussage der Macher ist Diaspora daher das erste persönlich kontrollierte Alleskönner-Netzwerk, das die Privatsphäre beachtet. Während Facebook die Profile und Vernetzungsdaten seiner Mitglieder auf Servern in seinem Rechenzentrum ablegt, lagern die Infos bei Diaspora auf der eigenen Maschine. Der große Vorteil: Will der Nutzer Daten löschen, kann er dies sofort und ohne Spuren tun. Missbrauch soll so unmöglich sein. Ansonsten soll bei Diaspora all das geboten werden, was man von Facebook kennt. Etwas später soll der sichere Austausch von Multimediadokumenten und eine Anbindung an die Internettelefonie integriert werden.

In den ersten Monaten der Programmierarbeit holte sich das Diaspora-Team Tipps von anderen offenen Kommunikationsprojekten wie etwa der freien Twitter-Alternative status.net. Dass es das Team mit seinem Projekt ernst meint, zeigt die Entscheidung der zwei Mitbegründer Raphael Sofaer und Ilya Zhitomirskiy, ihr Studium vorerst auf Eis zu legen und sich auch nach dem Sommer zu 100 Prozent dem Projekt zu widmen. Die 200.000 eingeworbenen Dollar machen es offensichtlich möglich. „Wir stehen am Anfang von etwas Großartigem,“ sagt einer der Macher. BEN SCHWAN

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