leserinnenbriefe
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Durchschnitts-IQ erhöhen

■ betr.: „Die Gene sind schuld“, taz vom 30. 8. 10

Herr Sarrazin beklagt in seinem Buch die zunehmende Verdummung Deutschlands. Dabei hat er es selbst in der Hand, den deutschen Durchschnitts-IQ zu erhöhen: Er soll auswandern!

JÖRG GRAFF, Hamburg

Sind Deutsche so plump?

■ betr.: „Sarrazin mutiert zum Genforscher“, taz vom 30. 8. 10

Sarrazin spricht sicher ein Thema an, was zu diskutieren ist. Er macht es aber auf eine Weise, die nur spaltet und die Menschen noch weiter auseinanderbringt. Absurd ist nur seine Theorie, dass Menschen aufgrund ihrer Genetik von vornherein klüger oder dümmer sind! Es wäre einfach nur lächerlich, ist aber brandgefährlich, wenn man sieht, wie viele von uns ach so gebildeten und intelligenten Deutschen auf seine Rassentheorien von gestern abfahren! Sind wir Deutschen wirklich so plump und können Probleme nicht sachlicher und intelligenter diskutieren? MARKUS MEISTER, Schauenburg

Unverdiente Aufmerksamkeit

■ betr.: „Sarrazin mutiert zum Genforscher“ u. a., taz vom 30. 8. 10

Eineinhalb Seiten Sarrazin in einer taz. Größere Aufmerksamkeit hätte der sich nicht wünschen können. Schade um das verdruckte Papier = Makulatur. Womit hat der das verdient?

WERNER LOHRER, Überlingen

Totengräber der Demokratie

■ betr.: „Zirkus Sarrazani“, taz vom 31. 8. 10

Dieser Verbalterrorist. Im Spiegel fünf Seiten vorab, ein paar Pressemitteilungen – und die Republik springt an.

Wenn man als Bankvorstand noch so viel Zeit hat, ein 420-Seiten-Machwerk zu erstellen, ist die Auslastung wohl gering. Und wie satt muss man sein, dass man die Hand, die füttert, schlägt. Und alle Gutdeutschen werfen sich diesem Frevler entgegen. Wie heißt es: Zieh einem Hells Angel die Kutte aus und du siehst einen dickbäuchigen 50-Jährigen. Nimm diesem Sarazzin den Draht zur Presse und viel unnötige Aufgeregtheit bleibt uns erspart. Was mich an diesem Buch, das ich bestimmt nicht lesen werde, interessiert, sind die Verkaufszahlen. Das gibt einen tollen Einblick in die Befindlichkeit der deutschen Seele. Solche Totengräber der Demokratie gehören ins Abseits. Ohne weitere Diskussion. HANS DIETER SCHMIDT, Glinde

Keine Ad-hoc-Rauswürfe

■ betr.: „Sarrazin mutiert zum Genforscher“, taz vom 30. 8. 10

Auch wenn Sarrazins Äußerungen der Meinungsfreiheit unterliegen, so ist der aktuelle Aufschrei nicht nur verständlich, sondern unbedingt nötig. Ihn jedoch in die Ecke der polemisierenden und spinnerten Flachpfeife zu rücken oder gar einen „Nazi in Nadelstreifen“ zu nennen, erscheint doch sehr fragwürdig. Eine Partei muss auch unbequeme Mitglieder aushalten können und sich, wenn nötig, mal so richtig fetzen. Demokratie sei Dank! Und es gibt offensichtlich einen nicht geringen Teil in der Bevölkerung, der auf eben diese Stammtischparolen anspringt, sei es nun aus Angst, Unwissen oder Ignoranz. Ein öffentlicher Diskurs und eine ordentliche Portion Streitkultur sind nötig. Keine Ad-hoc-Rauswürfe, um dann eventuell noch bei den wirklichen Flachpfeifen auf fruchtbaren Boden zu fallen. KATERINA M., Lohne

Einige Aussagen sind unsinnig

■ betr.: „Projektkinder der Edeleltern“, taz vom 28. 8. 10

Einige Aussagen sind unsinnig, etwa dass Elternschaft „steuerfinanziert“ sei. Das eine Jahr Elterngeld hat meinem Mann und mir überhaupt erst ein zweites Kind ermöglicht, obwohl für das erste (noch zu Erziehungsgeldzeiten) das gesamte Ersparte flöten gegangen war.

Dass Kinder als Ersatz für ein eigenes Lebensziel funktionieren, ist als Phänomen nicht auf den Prenzlauer Berg oder die Mittelschicht begrenzt. Um das zu erfahren, muss man nur mal nach Hellersdorf, Marzahn oder auch in die Provinz fahren: Dort wird man halt Mutter, ohne vorher ein Studium abgebrochen zu haben. Die sinnstiftende Wirkung wird von den Kindern genauso erhofft. Und dass Kinder Familien dominieren, zieht sich heutzutage ebenfalls durch alle Schichten. Der Begriff der „Hochdruckkinder“ ist hypothetisch. Was aus diesen Kindern wird, werden wir erst wissen, wenn es so weit ist. Viele meiner Bekannten sind in Familien groß geworden, in denen die Mutter zu Hause war und sich jahrzehntelang ausschließlich um die Kinder – oder das Kind – kümmerte. Die meisten, im Ergebnis weder beziehungs- noch sonst wie gestört, erlebten das eher als abschreckendes Beispiel und grenzen sich durch ihre Lebenswege heute dagegen ab. ELLA LAGÉ, Berlin