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: Serien-Killer

Aus den Lautsprechern pumpen Hip-Hop-Beats. Auf der Leinwand rekelt sich ein in Silberfolie gehülltes Model. Ihr Körper zuckt im Takt, die Bilder werden in Lichtblitze zerlegt. In den 80er Jahren bedeutete die Video-Clip-Optik der Fernseh-Serie „Miami Vice“ eine Revolution. 2006 ist MTV ein Vierteljahrhundert alt, und drastische Schnitte oder Zeitlupen sind das 1x1 popkultureller Räuber-und-Gendarme-Serien. Das Sneak-Preview-Publikum im ausverkauften Kino stört das wenig – auch, weil Don Johnson den Anwesenden, zumeist in der zweiten Hälfte der 80er geboren, kein Begriff mehr ist.

Ein Blick in den Schoß der Sitznachbarn verrät, was sie erwarten: Popcorn-Kino, Sex und Mojitos mit schönen Frauen, Verfolgungsjagden in schnellen Autos. Wie das TV-Vorbild ikonisiert der Film den Stil. Die Handlung hält nicht Schritt mit all den Cabrios und Schnellbooten. Colin Farrell und Jamie Foxx mimen die Kult-Cops Crockett und Tubbs mit von Coolness versteinerten Mienen und jagen jede Menge Blei in die kahl rasierten Schädel von Miamis Dealern. Der Gerechtigkeitssinn des Publikums entlädt sich in tosendem Applaus. Dem gemischten Doppel auf der Leinwand wird dabei kein Dreitagebarthaar gekrümmt. Am Ende sind die Zuschauer dennoch dankbar für das Zwielicht des Abspanns.

Aus den Lautsprechern ertönt Phil Collins. Ein Nachruf auf die 80er Jahre und pastellfarbene Anzüge. LUCAS VOGELSANG