Ungeheurer Verdacht

Kinderpornographisches Material bei Jugendbetreuer gefunden. Verbände fahnden nach Unbekanntem

In Hamburgs Pfadfindergruppen geht Unruhe um: Nach Angaben der Hamburger Morgenpost hat die Polizei bei der Kinderpornographie-Razzia am Dienstag einschlägiges Material auch bei einem Pfadfinder-Betreuer aus Bahrenfeld sichergestellt. Die Polizei bestätigt nicht, dass es sich um einen Pfadfinder handelt, Sprecherin Christiane Leven spricht nur von einem „Jugendbetreuer“. Die „Arbeitsgemeinschaft Hamburger Pfadfinderverbände“ wird dennoch ihre Mitglieder anschreiben, um zu erfahren, ob etwas bekannt ist über diesen Fall. „Der Tatverdächtige würde dann sicher ausgeschlossen werden“, so ein Sprecher.

Die Polizei hat bei dem 25-Jährigen Dateien und Datenträger sichergestellt. Nicht nur gegen ihn wird ermittelt: Insgesamt sind bei der Razzia gegen Besitzer von kinderpornographischen Darstellungen 31 Wohnungen durchsucht, rund 50 Computer und mehr als 3.000 Datenträger beschlagnahmt worden. Fälle, in denen Männer mit pädophilen Neigungen selbst mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, gelten bei den Ermittlern aber als besonders pikant.

Trotzdem übt sich die Polizei im Falle des jetzt beschuldigten 25-Jährigen in Zurückhaltung: Der private Träger, bei dem er Jugendliche ehrenamtlich betreut, wird zunächst noch nicht über den Verdacht informiert. Erst werde das beschlagnahmte Material ausgewertet, so Leven. Sofort an den Arbeitgeber herantreten würde die Polizei nur, wenn über den Verdacht der Internetnutzung hinaus der Verdacht des sexuellen Missbrauches durch den Beschuldigten bestünde. Wenn also die Gefahr drohte, dass er sich an den Jugendlichen, die er betreut, sexuell vergeht.

In anderen Ländern gibt es eine solche Grenzziehung zwischen dem Besitz von kinderpornographischem Material und sexuellem Missbrauch nicht. In den USA gilt der Gebrauch einschlägiger Bilder und Filme bereits als „Beihilfe zu sexuellem Missbrauch“ und wird mit langjährigen Gefängnisstrafen geahndet. In Deutschland kommen die meisten Täter mit Geldstrafen davon. ELKE SPANNER