Ruhm und Ehre

Auch die Neonazis streiten über Grass’ SS-Geständnis

Falls Günter Grass dieser Tage mal wieder die Trauer übermannt, weil ihn Landsleute zur Unperson degradieren wollen, könnte er zur Ablenkung den Blick von seiner Olivetti-Schreibmaschine weg ins Internet wenden. Denn dort hat ihm sein Outing auch neue Freunde beschert – Kameraden aus der Neonaziszene beispielsweise.

Zwar stößt das Bekenntnis des Schriftstellers auch in rechtsextremen Kreisen auf Kritik, wie ein Blick in Online-Foren zeigt. Grass’ Benehmen, mäkelt beispielsweise Freier-Nationalist, sei „ziemlich schwach“ für einen Nobelpreisträger: „Ich könnte mir gut vorstellen wie stolz unser Günther in Wirklichkeit über seine Zeit bei der Waffen ss ist.“

Max Brüm wiederum vermutet: Dass Grass überhaupt ausgepackt habe, „liegt wohl daran, dass, aufgrund seiner Zeit in der Waffen-SS, noch ein kleiner Rest von Ehrlichkeit in ihm verborgen“ gewesen sei. Andere wollen gar nicht glauben, dass Grass tatsächlich bei der „Waffen XX“ diente: „Ich denke mal das sich dieser aufgeblasene Bartmax nur wichtig machen will“, schreibt Pitbull90. Ihn erinnere der Fall an „Weiber die sagen, sie hätten mit Robby Williams geschlafen“.

Doch finden sich auch Einträge, von denen Kamerad Günter nicht mal geträumt haben dürfte: Grass diene „seinem Lande, indem er der Welt beweist, daß auch in der Brust des ss-Mannes ein menschlich Herz geschlagen hat – und was für eines!“, schmettert beispielsweise Erbsenzaehler.

Daher komme er „nicht umhin, Günter Grass für seine dem deutschen Volk in schwerster Stunde geleisteten treuen Dienste Dank und Anerkennung auszusprechen“.

Ob einschlägige Online-Verkaufshäuser das Werk des „SS-Mannes“ demnächst ins Sortiment nehmen? AGX