Tarif für Klinikärzte steht

Arbeitgeber und Marburger Bund einigen sich auf eigenen Vertrag für Mediziner an Gemeinde-Kliniken

DÜSSELDORF dpa/afp ■ Der erste eigene Tarifvertrag für die rund 70.000 kommunalen Klinikärzte steht. Nach fast acht Wochen Streik und einer mehr als 30-stündigen Marathonsitzung erzielten Arbeitgeber und Marburger Bund (MB) gestern in Düsseldorf eine Einigung. Das teilten der MB-Chefunterhändler Lutz Hammerschlag und der Verhandlungsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA), Otto Foit, gestern mit.

Der Tarifkompromiss sieht laut VKA Einkommensverbesserungen für die Ärzte zwischen 10 und 13 Prozent im Vergleich zum zuvor gültigen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst vor. Hammerschlag verwies darauf, dass die Einigung eine „objektive Zeiterfassung“ der Arbeitszeit der Ärzte beinhalte. Damit verbinde der MB die Hoffnung, dass auf diese Weise die „Überstundenproblematik“ in den Kliniken in den Griff zu bekommen sei. Die Gehaltstabelle liege nun auf dem Niveau des Abschlusses für Ärzte an Unikliniken. Ein Facharzt verdiene im Schnitt rund 4 Prozent mehr als bei der Ver.di-Einigung, ein Assistenzarzt erhalte über 3 Prozent mehr.

„Es ist heute kein wirklich guter Tag für die Kliniken. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass der uns aufgezwungene Kompromiss für manche Klinik die Existenzfrage verschärfen wird“, sagte Foit. Er forderte nun eine Entlastung der Kliniken durch die Bundesregierung. Zusätzliche Belastungen der Krankenhäuser durch die Gesundheitsreform müssten zurückgenommen werden.

Mit der Einigung geht eine der langwierigsten Tarifauseinandersetzungen in Deutschland zu Ende. Vor dem Kompromiss hatten sich gestern noch einmal rund 16.000 Ärzte an 164 Kliniken an den Streiks für mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen beteiligt.