… DER BERLINHASSER?
: Rotzen und motzen

Harald Schmidt ist geistreich und schlagfertig. Live. Wenn er aber schreibt, etwa für das Wartezimmermagazin Focus, wirkt es eher platt als witzig. Vermutlich stammen die Pointengewitter ohnehin aus der Feder seiner Gagschreiber, da darf man nicht allzu viel erwarten.

Auch das Buch, um das es hier geht, hat ein Schmidt-Gagschreiber verfasst, aber sein Name steht drauf: Falko Rademacher heißt er, und er hasst Berlin. Deshalb heißt sein seit Mittwoch erhältliches Werk „Das Buch für Berlinhasser“.

Giftgrün das Cover, giftig auch der Inhalt: eine Abrechnung mit dem Moloch Berlin, den Pathologien seiner Bewohner, dem Dreck, dem Größenwahn und anderen Absurditäten. So weit, so gut. Leider ist das „Buch für Berlinhasser“ gleichzeitig eine Aneinanderreihung proletenhaft hingerotzter, schenkelklopfender Klischees, aufgemotzt mit ein paar Wikipedia-Fakten über Politik und Geschichte.

Im Teil über den Bankenskandal liest sich das „grob zusammengefasst“ so: „Diese hirnamputierten Spastis vergeben riesige Kredite an irgendwelche Sittenstrolche und fragen nicht einmal nach Sicherheiten!“ Gut, so geht es nicht die ganze Zeit. Auch ist das Kapitel über Berlins Presselandschaft zu loben, das die taz gebührend erwähnt – in der „jede einzelne Demo, bei der es um Themen wie Antifa, Umweltschutz und Menschenrechte geht, ausführlich angekündigt und dokumentiert wird“, wenn die Redakteure „nicht gerade zugekifft irgendwo in der Ecke liegen“. Wenn der Mann wüsste, wie ernüchternd nüchtern es bei uns zugeht!

In Wirklichkeit hasst Falko Rademacher Berlin überhaupt nicht, verrät uns am Ende eine biografische Notiz. Gute Pointe! Das Buch ist allerdings wirklich schlecht. CLP Foto: reuters

■ Falko Rademacher: „Das Buch für Berlinhasser“. be.bra Verl., 14,95 €