Der Wille der Bürger wird umgesetzt

Höher bauen an der East Side Gallery

VON SEBASTIAN HEISER

Es ist ein guter Kompromiss: Die im vergangenen März unter weltweiter Aufmerksamkeit in die East Side Gallery geschlagene Lücke wird wieder geschlossen. Und dafür darf der Besitzer des Grundstücks nebenan höher bauen. Die Stadtentwicklungsverwaltung von SPD-Senator Michael Müller kommt damit der Forderung nach, die damals Tausende Demonstrierende – unter ihnen David Hasselhoff – auf die Straße getrieben hatte: Die Mauer muss bleiben!

Die Bewohner des Luxus-Wohnturms „Living Levels“, der dort gerade zwischen Mauer und Spree gebaut wird, bekommen für ihre Tiefgaragenzufahrt nun keine eigene Mauerlücke. Sie nutzen stattdessen die Lücke des nebenan geplanten Wohn- und Hotelkomplexes. Und damit auch dessen Eigentümer mitmacht, darf er eben höher bauen. Positiver Nebeneffekt ist, dass so auch noch mehr Wohnraum in der Stadt geschaffen wird. Wenn sich alle einig sind, dass davon mehr gebraucht wird, kann man ja nicht immer sagen: Aber hier gerade nicht!

Die Liegewiese ist eh weg

Zwar sehen das die Aktivisten als Rückschlag, die völlig gegen jede Bebauung des Spreeufers sind. Aber der Kampf ist an dieser Stelle ohnehin verloren: Ob eine Liegewiese an der Spree jetzt durch ein siebenstöckiges oder durch ein neunstöckiges Gebäude ersetzt wird – liegen kann man dort so oder so nicht mehr. Und vor allem: Nur wenige Bürger sind vor einem Jahr auf die Straße gegangen, solange es gegen die Bebauung des Spreeufers ging. Erst als die Mauer fiel, kamen Tausende. Die Stadtentwicklungsverwaltung hat mit der Entscheidung diese Prioritäten nachvollzogen – und damit den Bürgerwillen umgesetzt.

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