Löschaffäre beraten

WDR-Rundfunkrat diskutierte Löschung eines Radioberichts über CDU-Staatssekretär Baganz

DÜSSELDORF taz ■ Der WDR-Rundfunkrat hat die Löschung eines kritischen Radiobeitrags aus dem Onlinearchiv des Senders zur Kenntnis genommen. Es habe einige „müde Wortduelle“ gegeben, sagt ein Sitzungsteilnehmer. Einen Beschluss zum Thema fällte das Kontrollgremium des öffentlich-rechtlichen Senders nicht. Das Radiofeature des freien Autors Werner Rügemer über die Vergangenheit von NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Jens Baganz (CDU) war vor einigen Wochen aus dem WDR-Onlinearchiv gelöscht worden. Darum war ein parteipolitischer Streit entbrannt (taz berichtete).

Laut Teilnehmerberichten hat es angeblich einen kurzen Disput zwischen zwei SPD-Frauen im Rundfunkrat gegeben. Die frühere SPD-Landesministerin Gabriele Behler habe die Löschung des Radiomanuskripts kritisiert, heißt es aus dem Gremium. Die Sozialdemokratin Karin Junker habe die Überprüfung dagegen verteidigt. In dem WDR5-Feature wurde die Privatisierungspolitik des damaligen Mülheimer Oberbürgermeisters Baganz kritisiert. Der jetzige Staatssekretär hatte in einem Brief an den WDR um die Entfernung des seiner Meinung nach fehlerhaften Beitrags gebeten.

Für Karin Junker, Vorsitzende des Programmausschusses, enthält das Radiofeature „mehrere sachliche Fehler“. Die Prüfung des Beitrags durch den WDR sei „sachlich gelaufen“, sagt sie: „Es gab keinen Kotau vor Baganz.“ Rundfunkratsmitglied Gabriele Behler wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Werner Rügemer, Autor des umstrittenen Features, zeigt sich „enttäuscht“ von der Rundfunkratssitzung. Das Verhalten des WDR sei „kein gutes Zeichen für die politische Unabhängigkeit und Konfliktfähigkeit des Senders“, so Rügemer. Er stehe zu seinem Beitrag. MARTIN TEIGELER

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