Schulverweigerer ist in Haft

André R., der sich seit fünf Jahren weigert, seine Kinder zur Schule zu schicken, sitzt im Gefängnis. Die Hamburger Schulbehörde hat den Familienvater am Donnerstagabend für eine Woche in Erzwingungshaft nehmen lassen. Das Ziel, die drei schulpflichtigen Töchter dadurch zum Schulbesuch zu bewegen, wurde vorerst allerdings nicht erreicht: Die Mädchen fehlten auch gestern beim Unterricht. Daran wird sich wohl auch nichts ändern. „Unser Leben zuhause“, sagte Mutter Frauke R. der taz, „geht ganz normal weiter.“ Was heißt: mit Unterricht in den eigenen vier Wänden. Die streng gläubigen Eltern berufen sich in ihrem Boykott auf die Bibel. In einer Schule seien die Kinder schädlichen Einflüssen ausgesetzt.

Die Behörde hatte bereits im Frühjahr vom Oberverwaltungsgericht grünes Licht für die Inhaftierung des Vaters bekommen. Der wendete die Haft vorerst dadurch ab, dass er die Töchter zumindest an einer Schule anmeldete. Dort aufgetaucht sind sie indes nie. „Ich weiß gar nicht, welche Schule das war“, so Frauke R. gestern. „Die Anmeldung war eine rein juristische Sache.“ Sie findet es „unglaublich“, wie gegen ihren Ehemann vorgegangen wurde: „Die haben ihn abgeführt wie einen Schwerverbrecher.“

Hamburgs Schulbehörde hofft weiterhin, den Widerstand der Familie durch die Haft des Vaters brechen zu können. „Wir setzen“, so ein Sprecher, „auf die Rechtspflicht der Eltern.“ EE