Ein Kandidat, der sich weit aus dem Fenster lehnt

KULTURPOLITIK Hartwig Lüdtke hat gute Chancen, Chef der Stiftung Historische Museen zu werden

„Ein Haus, das funktioniert, ist für den Chef mitunter langweilig.“ Hartwig Lüdtke, Presseberichten zufolge heißer Kandidat für die Leitung der 2008 gegründeten Stiftung Historische Museen Hamburg, die Altonaer Museum, Hamburgmuseum, Helms-Museum und Museum der Arbeit einen, und deren Millionendefizit abbauen soll, schätzt das Risiko. Sonst hätte er sich nicht auf „Vorgespräche“ mit der Kulturbehörde für jenen Posten eingelassen, den er als Mitglied einer Expertenkommission mit vorgeschlagen hatte. „Aber noch ist nichts entschieden, und ich scharre auch nicht mit den Hufen“, sagte der 55-jährige Archäologe und Leiter des dortigen Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim der taz.

Trotzdem weiß er schon recht genau, wie er die vier Museen neu profilieren könnte – eine Aufgabe, an der Interims-Stiftungschefin Lisa Kosok, Leiterin des Hamburgmuseums, gescheitert war. In letzter Minute hatte Ex-Kultursenatorin Karin von Welck Lüdtke für den Posten angefragt; entscheiden muss allerdings ihr Nachfolger Reinhard Stuth (CDU).

Lüdtke hat recht dezidierte Ideen: „Das Thema Schiffe muss man sicher nicht an vier Standorten durchdeklinieren“, sagt er. Das könne man zusammenfassen; eine Verschmelzung mit dem wegen seiner Militaria umstrittenen „Internationalen Maritimen Museum“ schloss er aus.

Trotzdem wird es, falls etwa das Hamburgmuseum alle Schiffe erhält, schwer, die übrigen Museen zu profilieren. Zwar könnte das Helms Museum weiter auf Archäologie und das Museum der Arbeit auf Industriegeschichte setzen. Das Altonaer Museum, auf Fischerei und Binnenschifffahrt spezialisiert, litte allerdings schwer unter dem Verlust der Schiffsabteilung. „Dieses Haus könnte den Niederelbe-Raum, vor allem unter ökologischen Aspekten, beleuchten“, glaubt Lüdtke. Über Schließungen – und die des Altonaer Museums war bereits im Gespräch – mag Lüdtke nicht spekulieren.

Karg äußert sich indes die Kulturbehörde: Man könne „weder bestätigen noch dementieren“, dass Lüdtke aussichtsreichster Kandidat für das Amt sei, sagt Sprecherin Claudia Fregiehn. Man sei „mit mehreren Kandidaten im Gespräch“ und wolle demnächst entscheiden. PS