Feuer in Rot

Heute beginnt die Basketball-WM in Japan – Mitfavorit Spanien spielt mit den Deutschen in einer Gruppe

HIROSCHIMA taz ■ Guillermo Vecchio war sich nicht mehr sicher, in welchem Land er überhaupt ist. „Ich denke, ich bin in Japan, aber es gibt so viele Spanier hier: spanische Fans, spanische Journalisten, spanische Teambetreuer“, wunderte sich der Trainer von Panamas Basketball-Nationalmannschaft: „Da ist doch was im Busch.“ In der Tat. Die Spanier blasen in Japan zum Angriff.

Alle neun Spiele hat die Mannschaft in der Vorbereitung gewonnen, den zweifachen Weltmeister Serbien-Montenegro und zweimal den amtierenden Olympiachampion Argentinien besiegt. Der Teamkapitän Carlos Jiménez warnt die Konkurrenz schon mal: „Das war noch nicht alles. Wir können noch viel besser spielen.“ Die Red-Hots, wie die Spanier nicht nur wegen der Farbe ihrer Trikots genannt werden, haben sich hohe Ziele gesetzt, höchste Ziele. „Wir wollen das höchste Ziel erreichen – mehr, als im spanischen Basketball bisher je erreicht wurde“, sagt Trainer Jose Hernandez.

Zwar waren sie in der Vergangenheit einem Titel bereits nahe – bei der EM 2003 wurden sie Dritter, zwei Jahre später Vierter – doch der große Triumph blieb den Basketballern bisher versagt. „Es wäre die größte Befriedigung und Genugtuung, diesen Titel zu gewinnen“, sagt Juan-Carlos Navarro.

Der Spielmacher, den sie in Spanien wegen seines explosiven Antritts „La Bomba“ nennen, weiß, wie es sich anfühlt zu gewinnen. Sein Club Winterthur Barcelona gehört zu den besten Teams in Europa und hat in Navarros Vertrag angeblich eine Ablösesumme in Höhe von zehn Millionen Euro eingebaut – als Schutzbarriere für Angebote aus der NBA. Navarros Teamkollege Pau Gasol ist den Lockrufen schon gefolgt. Er spielt seit 2001 in der NBA und zählt dort zu den besten Spielern unter dem Korb.

„Über die Spanier muss man gar nichts sagen“, meint der deutsche Nationaltrainer Dirk Bauermann. Hat Deutschland in der Gruppe B mit Japan, Neuseeland, Panama und Angola lösbare Aufgaben erwischt, so sind die Spanier der ganz große Brocken. „Das ist eine absolute Weltklassemannschaft“, sagt Bauermann. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen standen mehr Akteure aus der spanischen ACB-Liga als aus der NBA auf dem Parkett.

„Wir werden Adrenalin im Blut haben, und wir werden kämpfen bis zum Umfallen. Wenn die Spanier merken, dass wir dagegenhalten, dann fangen sie vielleicht an zu zittern“, sagt der neuseeländische Trainer Tab Baldwin, der heute (12 Uhr MESZ) mit seinem Team gegen Spanien antritt. Hernandez lassen derartige Worte kalt. Er meinte nur: „Wir fürchten uns nicht. Die anderen müssen vor uns zittern.“ Da dürfte dem spanischen Trainer das Werbeplakat für die WM gefallen. Dort stürmt sein Star Pau Gasol mit dem Ball in der Hand durch Hiroschima – und räumt Häuser und Gegenspieler im Stil von Godzilla aus dem Weg. FABIAN HECKENBERGER