Alles so ein bisserl viel

Sie wissen nicht, was sie die nächsten Tage unternehmen sollen? Vielleicht mal ein hübsches Konzert? Da wären zum Beispiel die Indie Pop Days jetzt am Wochenende, und außerdem startet doch am Montag die Berlin Music Week, die wie eine dieser russischen Matroschka-Puppen funktioniert. Macht man sie auf, findet sich schon die nächste Puppe, in der wieder eine steckt… und bei der Music Week sind das zum Beispiel die Konferenz All2gethernow und die Popkomm-Messe und das mit Stars wie den Editors, Adam Green, Tricky und so weiter gespickte Berlin Festival und ein Musikfilmprogramm und weitere Konzerte und noch einmal ein Festival, „Young Generation Jazz“, bei dem ab Mittwoch die jüngere europäische Szene des zeitgenössischen Jazz präsentiert wird. An diesem Mittwoch starten aber auch noch die Echtzeitmusiktage, die gleichfalls ein wenig Jazz sind, der sich hier halt in den abenteuerlichen Weiten der freien Improvisation verliert. Und weil eine ganze Menge dieser unerschrocken improvisierenden Musiker in Berlin lebt, gibt es bei den Echtzeitmusiktagen bis Ende September eine Menge an Konzerten, über 60 an verschiedenen Orten, wobei beim Eröffnungskonzert in den Sophiensælen mit einer groß angelegten Betrachtung des musikalischen Schaffens von Sven-Åke Johansson der Handfeuerlöscher zum Finale nicht fehlen darf. Außerdem findet im Moment noch das Musikfest Berlin statt mit seinen Möglichkeiten, prominente Orchester mit Werken der Neuen Musik zu hören, die man jetzt auch nicht jeden Tag auf den Programmen findet. Nicht zu vergessen die ganzen Termine in den Konzertschuppen und Clubs, weil das Normalprogramm ja einfach weiterläuft. Und ins Kino wollte man doch auch mal wieder gehen.

Zum Durchschnaufen aber vielleicht erst mal ein kleines Lied. Von den Beatles: It’s all too much for me to take/ The love that’s shining all around me.

Tatsächlich könnte man mit der allein die nächsten Tage über Berlin ausgeschütteten Liebe problemlos die kulturelle Grundversorgung eines mittelgroßen Landes sichern, und das ein ganzes Jahr lang. Wo sich die Menschen dann auch noch freuen würden, dass überhaupt mal was los ist. Und dabei vielleicht sogar Dinge ausprobieren, von denen sie nicht schon von vornherein wissen, was sie erwartet. Was man in Berlin bei dieser reich sortierten Vielfalt natürlich auch machen kann. Aber eben nicht muss, gerade, weil so viel los ist und sich immer ein Angebot findet, das man genau so haben will. Experimentieren in seinem Geschmack muss hier keiner. Vielfalt beschränkt.

Gehen sie jetzt doch einfach mal irgendwo hin. Too much too much. THOMAS MAUCH