Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Von den vielen seltsamen Heiligen der Downtownszene Manhattans ist Arto Lindsay schon ein besonders seltsamer, weil in seiner eher schmächtigen Brust mindestens zwei Herzen schlagen, das eine für den musikalischen Hüftschwung Brasiliens, das andere für den quengelnden Krach New Yorks. Manchmal schlagen diese Herzen sogar so einträchtig, dass sich ein betörendes Pop-Singen an die Kratzgitarre schmiegt. Und unter den Gitarrenschmirglern ist Arto Lindsay einer der Größten. Zu hören heute am Freitag im Westgermany am Kottbusser Tor bei einem Soloauftritt von Arto Lindsay, der am Samstag gleich noch einmal in Aktion zu sehen ist bei einem Übertrag von Musik in den Kunstkontext. Mit einer musikalischen Intervention von Lindsay startet in der Galerie VeneKlasen/Werner in der Rudi-Dutschke-Straße 26 eine auf sechs „Sätze“ angelegte und „Symphony“ geheißene Performancereihe, bei der Musik ausgestellt werden soll. Am Donnerstag dann in der Kulturbrauerei das mittlerweile traditionelle Summerize-Konzert als Herbstbote und mit einem wieder wohl abgewogenen Berlinprogramm zwischen der Wandergitarre und den Beats und den Wegen dazwischen, mit MissinCat und Dakota Days (mit Ronald Lippok) mehr auf der einen Seite und Mittekill auf der anderen. Plus weiteren Bands und dem von all diesem modischen Tand unbeeindruckt und stoisch allein stehenden Caspar Brötzmann mit Massaker und einem Hendrix-geschliffenen Gitarrenlärm, der so schon Ende der 80er seine Richtigkeit hatte und an dem deswegen auch nichts geändert werden muss. Einziges Problem ist nur, das an diesem Donnerstag auch noch im Berghain mit Kill wirkliche Fachkräfte des gepflegten Lärms spielen, der bei den Norwegern, sonst bei Bands wie Jaga Jazzist unterwegs, mehr in Richtung Metal-Noise schlittert. It’s all too much.

■ Arto Lindsay: Westgermany, Fr., 21 Uhr

■ Arto Lindsay: Galerie VW, Sa., 20 Uhr

■ Summerize: Kulturbrauerei, Do., 21 Uhr. 16 Euro

■ Kill: Berghain, Do., 20 Uhr. 20 Euro