STEINBRÜCK HAT UNRECHT: URLAUB IST GUT FÜR DEUTSCHLAND
: Wellness für alle!

Für die Rente sollen wir sparen statt zu urlauben! Diesen Rat gab Finanzminister Peer Steinbrück, gerade selbst zurück aus dem Urlaub, den Deutschen so ganz nebenbei – und rüttelte damit unversehens an einer Säule des bundesdeutschen Wohlstands: dem Urlaub als gewerkschaftlicher Errungenschaft und alljährlichem Ritual.

Nun könnte man spekulieren, Steinbrück selbst habe es im Urlaub nicht gefallen – aber sein lapidarer Sparverweis war doch eher ein schulmeisterlicher Rat von oben herab für die ohnehin Gebeutelten. Seit Jahren ist im Tourismus das mittlere Marktsegment am bröckeln, während das Luxussegment boomt und boomt. Die Reichen touren immer luxuriöser – aber ein großer Teil der Mittelschicht kommt gerade noch Last Minute mit. Der Tourismus spiegelt die gesellschaftlichen Einkommensverhältnisse. Und damit auch die Schere, die dort immer weiter aufgeht.

Kein Wunder, dass die Volksempörung hochkocht: Es ist, als hätte der Minister bei denen nachgetreten, die ohnehin im Fallen bzw. am Sparen sind. Niemanden wundert, dass Touristiker und Gewerkschaftler unisono aufheulen, es hängen ja ganze Regionen und unzählige Arbeitsplätze vom Wirtschaftszweig Tourismus ab. Und der wird immer wichtiger. Während in den Urlaubsorten deutlich weniger ausgegeben wird, werden die Jachthäfen an den Gestaden des Mittelmeers immer voller. Von neuen Jachten profitieren aber nur wenige Betriebe, vom Durchschnittsurlauber lebt eine ganze mittelständische Tourismusindustrie.

Der Minister hat nicht nur die Volksseele und die Volkswirtschaft aus dem Blick verloren, sondern auch die Volksgesundheit. Denn wer immer mehr selbst für sich vorsorgen soll, um die Gesundheitskosten zu dämpfen, der braucht Zeit zum Ausspannen und Erholen.

Deshalb fordern wir im Gegensatz zu Minister Steinbrück: Wellness für alle und Urlaub mindestens so viel wie bisher! Nicht nur der Osten, nein, ganz Deutschland soll Freizeitpark werden. Damit die Deutschen so weltoffen bleiben wie in diesem schönen Sommer. EDITH KRESTA