Unteres Stammtischniveau

NAZIRAP Auf YouTube kursiert ein rechtes Musikvideo – aufgenommen vor dem Flüchtlingsheim in Hellersdorf. Insgesamt seien die Protestaktionen dort aber weniger geworden, heißt es seitens der SPD

Ein untersetzter Mann mit Vollbart steht vor dem Asylbewerberheim in Hellersdorf und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann singt er von Heimatliebe, „Deutschland darf nicht untergehen“, zwei Frauen schwenken die passende Fahne: Der Einstieg zum Rapvideo „Für unsere Kinder“, das derzeit auf dem Internetvideoportal YouTube kursiert.

Patrick Killat heißt der Rapper im Video, im Netz nennt er sich Villain051. In seinen Texten setzt er auf die stammtischkompatible „Das wird man doch noch mal sagen dürfen“-Attitüde, die Rechtspopulisten schon lange als erfolgversprechend für sich entdeckt haben. Auf seiner Facebook-Seite wird der Rapper allerdings deutlicher: einen Zeitungsartikel mit der Überschrift „Private sollen Flüchtlinge bei sich aufnehmen“, kommentiert er mit „zum spielen, liebhaben, zum sexuellen befriedigen der frau oder tochter und für die jagd […]“.

NPD, Hitlergruß und Böller

Patrick Killat ist nicht der Einzige, der meint, vor dem Heim in Hellersdorf Präsenz zeigen zu müssen. Beim Einzug der Flüchtlinge in die Unterkunft im August 2013 wurde ein Anwohner verhaftet, weil er den Hitlergruß zeigte. In der Silvesternacht wurden Böller an den Eingangstüren angebracht und gezündet, die NPD hielt diverse Kundgebungen – mit abnehmendem Zulauf – ab und die rechtspopulistische Splitterpartei „Pro Deutschland“ wetterte gegen „Asylschmarotzer“. Zuletzt machte Anfang Februar die selbst ernannte Bürgerinitiative Hellersdorf per Flugblatt gegen das Heim in der Carola-Neher-Straße mobil, unter anderem mit dem Argument: „Ansteckungsgefahr durch bei uns ausgestorbene Krankheiten“.

Mittlerweile ist es ruhiger geworden in Hellersdorf, findet jedenfalls Enrico Stölzel, Büroleiter der SPD Marzahn-Hellersdorf. Doch vor den anstehenden Wahlen zum Europaparlament am 25. Mail rechnet Stölzel wieder mit mehr Bewegung vor dem Heim: Rechtspopulisten, die Stimmung machen wollen. „Aber wir sind dann auch wieder da“, sagt Stölzel. Im vergangenen Jahr hatte er diverse Gegenkundgebungen zu den rechten Protesten organisiert.

Den Videodreh von Villain051 hat Stölzel beobachtet. „Ich hab mich gewundert, dass da keiner von den Anwohnern mal die Polizei ruft“, sagt er.

STEFANIE BAUMEISTER