LESERINNENBRIEFE
:

Ein Bravo für die Friedensnonne

■ betr.: „Haftstrafe für gefährliche 84-jährige Nonne. Friedensnonne dringt in Uranfabrik ein“, taz vom 20. 2. 14

Ein Bravo für die alte Nonne und ihre Gefährten. Ein tolles Bild, wie sie da mit Kerzen und singend in diesen Höllenort Uranfabrik eindringen. Denn ist sie nicht höllenartig, diese Fabrik, in der Geld und Wissen verschleudert werden, um Massenvernichtung ungeheuren Ausmaßes zu produzieren. Und zugleich diese scheinheilige Empörung über die Atomversuche im Iran … Und all das abgesegnet vom Friedensnobelpreisträger Obama – mal ein Hoffnungsträger für mich. Können wir ihr nicht einen Gruß der taz schicken? Statt uns über Bilder von nackten Kinder zu echauffieren? ILSE RENDTORFF (87), Kronshagen

Warum seid ihr nicht konsequent?

■ betr.: Sotschi 2014

Über Tage, Wochen, Monate, ja sogar Jahre wird über Olympia, das Eventvergabeprozedere, das Internationale Olympische Committee (IOC) und auch die Winterspiele in Sotschi 2014 gemosert, gejammert, gemeckert. Und was fällt euch dazu ein? Ihr berichtet seitenweise, Tag für Tag, während der Ausrichtung und stellt das sportliche Geschehen in den Mittelpunkt eurer Berichterstattung – als gäbe es nichts anderes mehr auf dieser Welt. Warum seid ihr nicht konsequent? Warum gebt ihr diesem Irrsinn überhaupt Raum?

Ich bin Sportwissenschaftler und eigentlich sollte ich die Spiele mit Interesse verfolgen, doch ich lasse es einfach komplett sein. Warum? Weil mich der Missbrauch des Kulturgutes Sport mit Ekel durchsetzt. Weil es gar nicht mehr um die Spiele, sondern um Machtspiele geht. Nun gibt es den Dopingfall – Evi Sachenbacher-Stehle – oh Gott, auch noch eine Deutsche. Überall zu lesen, mit unbeschreiblicher Wucht exerziert. Ein Dopingfall. Wer sich auch nur ein bisschen mit der Materie beschäftigt, der weiß: In jeder einzelnen Sportart, die (nicht nur) bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi ausgeübt wird, werden pharmazeutische Experimente zur physischen wie psychischen Leistungssteigerung gemacht, dass sich die Ringe ringeln. Eine große Lüge wird den Menschen vorgespielt und die Wahrheit verschwiegen – durchsetzt im Leistungsvergleich der Athleten, bei der Vergabe der Spiele, bei Zurschaustellung des guten Onkels Wladimir. Was sich da im Hintergrund alles abspielt, nimmt einem den Atem und umso intensiver ich mich mit dem Thema Sport beschäftige, desto weniger Freude habe ich daran. Berichtet doch lieber vom Kreisliga C-Duell zwischen RFC Liberta und und Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort geht es in jedem Fall ehrlicher zu. Aber Achtung: Gedopt wird auch dort. MICHAEL SENDER, Mainz

Das Hohelied der „Sexarbeiterin“

■ betr.: „Alle Frauen tauschen Sex gegen Geld“, taz vom 20. 2. 14

Frauen sind keine Ware – niemals. Diese selbstverständliche Tatsache scheint langsam in Vergessenheit zu geraten, auch in taz-Berichten. Jetzt wird also das Hohelied der „Sexarbeiterin“ gesungen, die man(n) braucht – eben weil Männer angeblich so sind. Dass das alles kompletter Blödsinn ist, dämmert wohl niemandem. Nein, es sind keine Gene oder sonstige biologischen Gesetze, die schon Teenagerjungen das Gefühl geben, Frauenkörper kaufen zu können. Es ist ein gesellschaftliches Klima, das es als selbstverständlich gelten lässt, so mit Frauen umgehen zu können. Da fahren seriöse Taxen durch die Stadt und werben an den Türen für Großbordelle – und keinen scheint es zu stören. Wer das alles normal findet, mag sich mal die umgekehrte Sicht zu eigen machen und sich vorstellen, seine Partnerin geht regelmäßig zum männlichen Prostituierten mit der Begründung, Frauen bräuchten so etwas eben. Es geht nicht darum, den Bereich der Prostitution wieder zu kriminalisieren, es geht darum endlich damit aufzuhören, diesen Bereich als „normal“ zu etikettieren. UWE BARKOW, Frankfurt am Main

Bio und gut ohne Zertifikat

■ betr.: „Bio-Restaurants ohne Kontrolle“, taz vom 20. 2. 14

Als Betreiber eines kleinen Dorfrestaurants mit 30 Sitzplätzen in Hohenlohe möchten wir uns zu dem Thema äußern. Unsere Speisen werden seit 20 Jahren hausgemacht. Grünkernbratlinge, Spätzle und weitere Speisen werden von uns frisch und mit Demeter- sowie Zutaten weitestgehend aus biologischem Anbau zubereitet. Teilweise bauen wir Kräuter und Obst auch selbst an. Fleisch und Ackerfrüchte beziehen wir von einem Demeterhof in der Nähe. Wir haben keine Biozertifizierung. Die Kosten (ca. 500 Euro jährlich) und die formale Erfüllung solcher Zertifikate können wir uns nicht leisten und möchten die Mehrkosten auch nicht auf unsere Gäste umlenken. Wir denken daher, dass wir nicht die einzigen Wirte sind, die ihren Gästen Bioqualität aus Überzeugung anbieten. Unsere Gäste wissen, wo und was wir einkaufen. Vielleicht ist es eben eine Sache von gegenseitigem Vertrauen zwischen Gast und Wirt und keine Sache von mehr und mehr Regeln. ANTJE KUNZ, URSEL RUOFF, Rot am See

Großes Kotzen

■ betr.: „Gehaltsaufschlag für Abgeordnete“, taz vom 12. 2. 14

Die Durchsetzung des Mindestlohns – falls es überhaupt dazu kommen sollte – dauert Jahre. Die saftige Erhöhung der Diäten dauert eine Woche. Das sind die Prioritäten der GroKo. Allen voran natürlich die SPD, die selbsternannte Partei der kleinen Leute. Übersetzt man eigentlich GroKo mit Großes Kotzen? MARTIN MAHADEVAN, Berlin