Ukraine will 35 Milliarden Dollar

WECHSEL Neue Regierung bittet um Finanzhilfen. Russland tobt

KIEW afp/rtr | Nach dem Umsturz in der Ukraine hat die neue Übergangsregierung vor einem Bankrott des Landes gewarnt und den Finanzbedarf in den kommenden zwei Jahren mit 35 Milliarden Dollar beziffert. Interimsfinanzminister Juri Kolobow rief am Montag zu einer internationalen Geberkonferenz auf, um über Finanzhilfen für die Ukraine zu sprechen.

Übergangspräsident Alexander Turtschinow hatte am Sonntagabend erklärt, das Land sei infolge der dreimonatigen Unruhen „am Rande einer Zahlungsunfähigkeit“ angelangt. Die Ukraine sei zwar „bereit für einen Dialog mit Russland“, die europäische Integration aber „eine Priorität“, sagte Turtschinow.

Unterdessen greift Russland den Westen schärfer an: Die Staaten würden ausschließlich aus eigenem geopolitischen Kalkül in der Ukraine aktiv, das Schicksal des Landes sei ihnen nachrangig, erklärte das Außenministerium in Moskau. Es forderte, dass die Verfassungsreformen in einem Referendum zur Abstimmung gestellt werden. Zuvor hatte bereits Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedjew die Legitimität der neuen ukrainischen Führung angezweifelt. Deren Anerkennung durch einige Staaten sei eine „Verirrung“.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat zur Wahrung der nationalen Einheit in der Ukraine aufgerufen. Nach dem Machtwechsel müsse nun ein politischer Prozess eingeleitet werden, bei dem niemanden ausgeschlossen werde, ließ Ban am Montag über seinen Sprecher Martin Nesirky erklären. Die „Einheit und die territoriale Integrität“ des Landes müssten bewahrt werden.

Gegen den flüchtigen bisherigen Präsidenten Wiktor Janukowitsch wurde Haftbefehl wegen „Massenmords“ erlassen.

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