die woche wird wichtig für
: Alexander Wrabetz

Weil er letzte Woche in Wien zum künftigen Generaldirektor des ORF gewählt wurde.

Der 46-jährige ehemalige Finanzdirektor des öffentlich-rechtlichen österreichischen Rundfunks (ORF) wird morgen die Stellen für sein Führungsteam, das am 21. September gewählt werden muss, ausschreiben. Wrabetz hat seine Wahl einer ungewöhnlichen Allianz im Stiftungsrat, dem 35-sitzigen Aufsichtsgremium, zu verdanken: SPÖ, Grüne, FPÖ und sogar das BZÖ schlossen sich zu einer Regenbogenkoalition zusammen, um die Bestätigung der ÖVP-Kandidatin Monika Lindner zu verhindern. Lindner muss sich Willfährigkeit gegenüber den Wünschen der Kanzlerpartei vorwerfen lassen. Außerdem sei unter ihrer Herrschaft die Qualität des Programms gesunken und Quote verloren gegangen.

Eine von ehemaligen und aktiven ORF-Mitarbeitern gegründete Initiative SOS ORF wirbt seit Mai dafür, das Fernsehen dem Zugriff der Politik zu entziehen. Sie feierte, gemeinsam mit den Oppositionsparteien, die geglückte Wende. Die ÖVP schäumte, weil der kleine Koalitionspartner BZÖ die Front gewechselt hatte. „Da fehlt für mich die Handschlagqualität“, zischte ÖVP-Innenministerin Liese Prokop. So knapp vor den Wahlen vom 1. Oktober bedeutet der Machtwechsel im wichtigsten Informationsmedium des Landes eine schmerzhafte Schlappe für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.

Wrabetz, der einst Jungfunktionär der SPÖ war, muss jetzt beweisen, dass unter seiner Führung keine Partei einseitig bevorzugt wird. Er tritt seinen neuen Posten zwar erst am 1. Januar 2007 an, doch muss Lindner bis dahin alle wichtigen Entscheidungen mit ihm absprechen. Erste Nagelprobe ist ein Streit um den Termin der politischen Sommergespräche mit BZÖ-Chef Peter Westenthaler. Das Interview war ursprünglich für morgen (Dienstag), parallel zu einem Match der Champions League, angesetzt worden. Auf Intervention Westenthalers soll es dann auf Montag vorverlegt worden sein. Nachdem sich dieser dann als Königsmacher für ihren Rivalen hervorgetan hatte, ließ Monika Lindner den Termin wieder auf Dienstag legen. Ein Racheakt, meint man im BZÖ.

Auch bei der Auswahl der neuen Direktoren scheint Wrabetz dem BZÖ entgegenzukommen. Elmar Oberhauser, der als Informationschef gehandelt wird, gilt als Mann der orangenen Truppe. Der voraussichtliche neue Hörfunkdirektor, Sportredakteur Willy Haslitzer, ist ein Freund Jörg Haiders. Programmdirektor soll mit Wolfgang Lorenz allerdings ein Bürgerlicher werden, Leiter der Technik der Sozialdemokrat Peter Moosmann. Für seinen eigenen Posten, die Finanzdirektion, wünscht sich Wrabetz eine Frau. RALF LEONHARD