„Mit Wissen gerüstet“

INTEGRATION Die „Nachbarschaftsmütter“ aus Wandsbek helfen isolierten Familien

■ 49, Sozialpädagogin, Mitinitiatorin des Projekts „Nachbarschaftsmütter“ der Wandsbeker Beratungsstelle „Haus am See“.

taz: Frau Appelhans, Sie haben Frauen zu „Nachbarschaftsmüttern“ ausgebildet …

Bärbel Appelhans: Genau. Wir haben uns seit November zweimal wöchentlich mit 17 Müttern aus Wandsbek-Hohenhorst getroffen. Ziel war es, ihnen das Viertel zu zeigen, insbesondere die Angebote zur Bildung und Erziehung ihrer Kinder. Mit diesem Wissen sollen sie gerüstet sein, anderen Müttern in der Nachbarschaft wertvolle Tipps weiterzugeben. Bis auf zwei haben alle selbst einen Migrationshintergrund und wissen aus eigener Erfahrung von den Schwierigkeiten im Alltag.

Wen soll das Projekt erreichen?

Erst einmal isolierte Familien und Eltern mit Migrationshintergrund. Sie sollen ermutigt werden, sich für den Bildungserfolg ihrer Kinder einzusetzen.

Und welche Rolle spielen dabei die „Nachbarschaftsmütter“?

Sie sind die Brückenbauerinnen. Es gibt nämlich kulturelle Unterschiede, die uns nicht immer bewusst sind. So ist das geschriebene Wort in vielen Ländern, aus denen die Familien kommen, bei Weitem nicht so wichtig wie hier. Dort gilt eher das gesprochene Wort. Deshalb schauen einige Eltern nicht auf die Zettel, die ihre Kinder von der Schule mitbringen. Die Nachbarschaftsmütter können in solchen Situationen bei Eltern und Lehrern Verständnis wecken.

Haben Sie auch „Nachbarschaftsväter“ ausgebildet?

Das Angebot hat sich nur an Frauen gerichtet. Die Aufgabe der Kindererziehung und -fürsorge liegt in vielen Herkunftsländern in den Händen der Frauen. Obwohl es viele gute Gründe für eine gemischte Gruppe gibt, denke ich, dass es für einige Frauen erst einmal angenehmer ist, unter Frauen zu sein.

Die Bundesministerin für Integration, Aydan Özoguz (SPD), wird als Schirmherrin den Absolventinnen heute ihre Urkunden übergeben. Was werden die „Nachbarschaftsmütter“ wohl damit machen?

Vielleicht einrahmen. Ab März dürfen sie damit loslegen. Für ihre ehrenamtliche Arbeit bekommen sie zudem eine Aufwandsentschädigung bis zu 175 Euro im Monat. INTERVIEW: STEFANIE ENDER

Urkundenverleihung: 18 Uhr, Haus am See, Schöneberger Straße 44