Ex-Dr. Kreidl läuft nicht weg

BAYERN Die CSU will kurz vor den Kommunalwahlen ihren Amigo-Landrat von Miesbach loswerden. Doch der denkt gar nicht daran zurückzutreten – und meldet sich lieber krank

MÜNCHEN taz | Im Krisenmanagement kennt sich die CSU-Spitze bestens aus. In der Münchner Parteizentrale weiß man, wann es an der Zeit ist, einem angeschlagenen Kollegen diskret den Rücktritt nahezulegen. Was bei Karl-Theodor zu Guttenberg und Hans-Peter Friedrich klappte, missglückt nun ausgerechnet im Fall des Skandal-Landrats Jakob Kreidl. Der Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Miesbach ignoriert seit Wochen interne Forderungen, von seinem Amt zurückzutreten. Nun hat sich der Parteivorstand der Provinzposse angenommen und Kreidl öffentlich aufgefordert, auf seine Kandidatur bei der Kommunalwahl am 16. März zu verzichten. Der Fall könne ansonsten Rückwirkungen auf die gesamte Partei haben, sagte CSU-Chef Horst Seehofer am Montag.

Seit Monaten steht Kreidl nach verschiedenen Enthüllungen in der Kritik. Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass der CSU-Mann in seiner Doktorarbeit plagiiert hatte, die Bundeswehr-Universität erkannte ihm den Titel ab. Wenig später war er in die Verwandtenaffäre des Bayerischen Landtags verwickelt: In seiner Zeit als Parlamentarier hatte Kreidl auf Kosten der Steuerzahler seine Ehefrau beschäftigt – eine umstrittene Praxis. Anfang dieses Jahres wurde schließlich publik, wie viel die bombastische Feier zum 60. Geburtstag des Kommunalpolitikers gekostet hatte: 117.600 Euro, zum Großteil bezahlt von der örtlichen Sparkasse und dem Landsratsamt.

Kreidls Kreisverband ist seitdem gespalten. Ein Teil stellt sich demonstrativ hinter seinen Landrat, der andere Teil hat sich abgewandt. Mehrere Ortsverbände weigern sich inzwischen, Wahlplakate mit dem Konterfei Kreidls aufzuhängen. Sie fürchten, dass ihnen die Skandale Verluste bei den Gemeinderatswahlen einbrocken. Von seinem Kurs konnten sie Kreidl aber nicht abbringen. Er laufe vor Problemen nicht davon, sagte er. Am Sonntag meldete er sich dann bis auf weiteres krank, zog seine Kandidatur aber nicht zurück.

Nun fordert ihn also die Parteispitze zum Rückzug auf. Die CSU möchte ihr katastrophales Ergebnis der Kommunalwahl 2008 vergessen machen und fürchtet, dass Kreidls schlechter Ruf auch Kandidaten in anderen Landkreisen schadet. Die bayerische Opposition hat das Thema längst aufgegriffen. „Der CSU-Vorstand handelt zu spät und scheinheilig“, sagte der bayerische SPD-Chef Florian Pronold. Die Causa Kreidl ist für die Christsozialen noch nicht ausgestanden. TOBIAS SCHULZE