Altenheime werden verkauft

Der Hamburger Senat beschließt heute die Privatisierung des städtischen Altenheimträgers „Pflegen und Wohnen“. Der Betriebsrat befürchtet Arbeitsplatzabbau und Qualitätsverlust, der ganz große Aufschrei bleibt allerdings aus

Hamburg zieht sich weiter aus der Daseinsvorsorge zurück. Nach dem Verkauf der städtischen Krankenhäuser steht nun die Gesellschaft des öffentlichen Rechts und Träger der städtischen Altenheime „Pflegen und Wohnen“ (p&w) auf der Transferliste. Heute wird der Senat aller Voraussicht nach beschließen, die 12 Pflegezentren mit 2.800 Bewohnern und 1.600 Beschäftigten an die Berliner Vitanas-Gruppe zu verkaufen.

Unter der p&w-Belegschaft gibt es Unmut, ein Aufschrei ist es allerdings nicht. „Der Betriebsrat hält an seiner Aussage fest“, sagt Betriebsratsvorsitzende Monika Stiller, „dass ein Verkauf vor dem Hintergrund der diesjährigen und auch zukünftig zu erwartenden Millionen-Gewinne ein unsinniger Akt ist.“

Dass sich die Panik bei p&w in Grenzen hält, liegt wohl an zwei Umständen. Erstens kommt die Meldung nicht überraschend. Schon 2003 hat der Senat beschlossen, die Privatisierung zu forcieren. Zweites kann dem Investor Vitanas, immerhin sechstgrößtes Unternehmen der Branche, nicht unbedingt „Raubtier-Kapitalismus“ vorgeworfen werden. Vitanas gründete sich 1967 auf Initiative des damals regierende Bürgermeisters von Berlin Heinrich Albertz. Der Theologe, der später als Vermittler bei der Lorenz-Entführung bekannt wurde, wollte die Würde des Einzelnen erhalten.

„Mit unserem Personal-Überleitungsvertrag sind wir ganz gut aufgestellt“, sagt Betriebsrätin Stiller. „Wir müssen aber auch aufpassen, dass wir unsere starke Position erhalten.“ Obwohl nichts genauer bekannt sei, muss laut Stiller durchaus von einem geplanten Arbeitsplatzabbau durch Vitanas ausgegangen werden – was zwangsläufig einen Qualitätsverlust bei der Pflege bedeute.

So könne es den p&w-Beschäftigen schnell gehen wie den Mitarbeitern des von Vitanas übernommenen DRK-Heims in Schleswig-Holstein, befürchtet die Betriebsrätin. Denen seien allesamt neue Verträgen aufgezwungen worden. Kai von Appen