Bitte nicht mehr häuten!

Alles hat seine Zeit: Die Wortspielindustrie in Deutschland muss eine Zukunft jenseits von Günter Grass finden

Das Häuten ist in der Populärkultur und der ihr angeschlossenen Mediengesellschaft im Prinzip seit dem Film „Das Schweigen der Lämmer“ durch. Umso nachdenklicher stimmt die Renaissance, die dem Häuten zuteil wird, seit Günter Grass seine Vergangenheit in der Waffen-SS mit der Zukunft eines neuen Buches namens „Beim Häuten der Zwiebel“ verknüpft hat bzw. man es verknüpft hat.

In Deutschland wird seither gehäutet und gezwiebelt, dass einem die Tränen in die Augen schießen.

Das war jetzt selbstverständlich nur ein Beispiel, wie die Wortspielindustrie, also das Feuilleton und andere stilistisch ambitionierte Medienschaffende sich derzeit vergnügen („besser Häute als gestern“). Selbst die arme alte Zwiebel erlebt ein Revival, wird besprochen („stammt aus den Steppen West- und Mittelasiens“) und in einen mehr oder weniger raffinierten Zusammenhang mit Grass gebracht („Ob Günter Grass das gewusst hat?“)

Das soll überhaupt nicht getadelt werden, war ja lustig. Wie Didi Hallervorden auch. Aber alles hat seine Zeit. Also: Schluss damit. pu

PS: Ausgenommen von dieser Bitte ist selbstverständlich Kerners Kochsendung am Freitag.