piwik no script img

Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute wird in der Baiz über den „Tausend-Kreuze-Marsch“ informiert, denn auch dieses Jahr wollen verwegene christlich-fundamentalistische AbtreibungsgegnerInnen wieder ihren „Schweigemarsch“ durch Berlin-Mitte abhalten und jener Föten gedenken, die sie für Mordopfer halten. Dagegen sind selbstredend – oder sollte man sagen Gott sei Dank – Proteste vorgesehen, die das praxiserprobte Bündnis „Tausend Kreuze in die Spree“ in bewährter Manier organisieren wird. Morgen wird unter dem Motto „Nazis auf die Pelle rücken“ in der Schreina 47 die antifaschistische Demo am 17. September im Wedding vorbereitet. Besonders die Freien Nationalisten Mitte werden dabei an diesem Abend ins Visier genommen, die sich zuletzt verstärkt breitgemacht haben. Am Freitag stellt Arndt Neumann in der Meuterei sein Buch „Kleine geile Firmen: Alternativprojekte zwischen Revolte und Management“ vor. „Wir leben anders“ soll laut diesem Buch das Motto der neuen alternativen KleinunternehmerInnen sein, „anders“ heißt hier allerdings Selbstausbeutung pur. Warum die das tun, wird auch erklärt: es liege „ganz eindeutig daran, dass uns der Sinn der Arbeit klar“ sei, „dass die weit weniger entfremdet ist“. Aha! Alternatives Wirtschaften funktioniert folglich jenseits des Kapitalismus. Dann hatten Schröder, Fischer und Co ja recht, als sie die Ich-AG einführten. Denn auch diese alternativen Selbstunternehmer sehen sich bis heute an der Spitze eines „nachhaltigen“ und fairen Wirtschaftens, Ausbeutung wird es nie geben, versprochen. Oh weh! Höhepunkt dieser Politikwoche ist dann die Demo am Samstag, die unter dem Motto „Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn!“ gegen die Überwachung des Internets wie gleichermaßen gegen die Überwachung der öffentlichen Plätze vorgehen möchte. Zusammengesehen ist das sehr gut.

■ Tausend-Kreuze-Marsch: Baiz, Christinenstr. 2, Mo, 20 Uhr

■ Nazis auf die Pelle: Schreina 47, Schreinerstr. 47, Di, 20.30 Uhr

■ Kleine geile Firmen: Meuterei, Reichenberger 58, Fr, 20 Uhr

■ Freiheit-statt-Angst-Demo, Potsdamer Platz, Sa, 13 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen