Den Lottoschein richtig ausgefüllt

US OPEN Andrea Petkovic erreicht kampflos das Achtelfinale – und freut sich über Lob von prominenter Seite

NEW YORK taz | Ob es weniger Spaß macht, im Lotto zu gewinnen, wenn man keinen Schein abgegeben hat? Vermutlich ist es egal, weil Fortuna ja ohnehin schielt. Eine andere Sache ist es, ein Tennisspiel zu gewinnen, ohne einen Ball geschlagen zu haben. Irgendwie freut man sich zwar, aber es ist eine eher theoretische Freude. Die echte, nach den Mühen eines Spiels mit Herzblut getränkt, fühlt sich doch entschieden anders an. Aber wie auch immer, meinte Andrea Petkovic, nachdem sie erfahren hatte, dass sie ohne Spiel im Achtelfinale der US Open gelandet war: „Ich bin definitiv glücklicher, als ich es gewesen wäre, wenn ich verloren hätte.“

Während der Aufwärmphase für die Partie der dritten Runde gegen Peng Shuai war der Supervisor des Turniers bei ihr erschienen und hatte mitgeteilt, dass die Chinesin wegen einer Ellbogenverletzung nicht antreten könne. Die Sache traf sich insofern nicht schlecht, als es Petkovic selbst nach den Belastungen in den Tagen zuvor im linken Oberschenkel zwickte und es darüber hinaus eine knifflige Aufgabe gewesen wäre, an diesem ziemlich stürmischen Tag Tennis zu spielen.

Die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, ist eines der Geheimnisse für ein halbwegs stressfreies Leben, und obwohl ihr Peng Shuai leidtat, fand Petkovic, es gebe keinen Grund, das vorgezogene Geburtstagsgeschenk nicht guten Gewissens anzunehmen. „Ich glaube, ich hab das echt verdient“, sagte Petkovic, die am Donnerstag 23 Jahre alt wird, „da wird jetzt keiner sagen, die hatte nur Glück.“ Den Lottoschein hatte sie quasi in den ersten beiden Runden mit den hart erkämpfen Siegen gegen Nadja Petrowa und Bethanie Mattek-Sands ausgefüllt.

Taten, die sich herumgesprochen haben. Neulich richtete sogar Venus Williams in der Kabine das Wort an sie. Gewöhnlich pflegen die Schwestern Williams kaum Kontakt zur Konkurrenz aufzunehmen, aber Venus erkundigte sich nach dem Ausgang des letzten Spiels und meinte dann generös: „Gut gemacht.“

Mit einem Sieg Montag im Achtelfinale könnte sich Deutschlands Beste ein noch größeres Lob verdienen. Denn ihre Gegnerin wird die Nummer acht der Welt, Wimbledonfinalistin Wera Swonarewa aus Russland, sein. DORIS HENKEL