Wilhelmsburg verliert Kirche

ENTWIDMUNG Evangelische Kirchengemeinde Reiherstieg will abreißen und neu bauen

Die Reiherstieg-Kirchengemeinde in Wilhelmsburg plant grundlegende Veränderungen: Die Paul-Gerhardt-Kirche an der Georg-Wilhelm-Straße und ihre Gemeindegebäude sollen abgerissen werden, an der Emmaus-Kirche in der Mannesallee sollen ein neues Gemeindezentrum und eine Kita gebaut werden. Einer Entwidmung der Kirche habe die Leitung der Nordkirche bereits zugestimmt, sagte Pastor Vigo Schmidt dem epd. Über einen Abriss entscheide jedoch der Denkmalrat der Kulturbehörde, der derzeit noch nach einer alternativen Nutzung suche.

Die evangelisch-lutherische Gemeinde entstand vor 14 Jahren durch Zusammenlegung zweier älterer Gemeinden. Seitdem unterhielt sie zwei Kirchen und zwei Gemeindezentren im Abstand von 1,2 Kilometern. „Dieser Spagat war kräftemäßig nicht durchzuhalten“, so Schmidt, finanziell wie auch aus gemeindlichen Gründen sei dieser Zustand nicht weiter machbar. Über sieben Jahre hinweg habe die Gemeinde nach einer Lösung gesucht und sich beraten lassen.

Die Möglichkeit, eine neue Kita an der Emmauskirche zu planen, ergebe sich durch den Rückkauf des Doppelhauses Mannesallee 21/21a, das die Gemeinde vor elf Jahren veräußert hatte. Der aktuelle Plan sehe vor, die Gebäude abzureißen und das Gelände für den Bau einer neuen Kita zur Verfügung zu stellen. Das Areal, auf dem derzeit die Paul-Gerhardt-Kirche steht, wolle die Gemeinde nach einem möglichen Abriss der Stadt zum Bau von Wohnungen zur Verfügung stellen. Insgesamt acht Parteien seien auf den verschiedenen Grundstücken von den Plänen betroffen. „Aber wir werden sie nicht allein lassen.“

Die 1961 eröffnete Paul-Gerhardt-Kirche aus rotem Backstein beherbergte in den Jahren 1965/1966 auch eine katholische Gemeinde, als deren Bonifatiuskirche umgebaut wurde. In den 90er-Jahren nutzten dann freikirchliche afrikanische Christen den Kirchraum mit.  (epd)