KOMMENTAR: TERESA HAVLICEK ÜBER GRÖßERE KITA-GRUPPEN
: Vier Schuhbänder mehr

Füttern, Mütze anziehen, Reißverschluss zu machen, wickeln, Schnuller suchen, auf dem Arm tragen. All das gehört zum Alltag in Kita-Gruppen für unter Dreijährige. Und da macht es einen Unterschied, ob zwei BetreuerInnen nun sechszehn oder zwanzig Schnürsenkel zu binden haben. Denn das bedeutet es, wenn Bremen die Gruppen vergrößert.

Das notorische Verweisen auf vergleichsweise gute Zustände, darauf, dass es andernorts schlechter ist, ist reine Ablenkung. Dass ErzieherInnen in Niedersachsen noch mehr Kinder zu betreuen haben, selbst wenn Bremen seine Gruppen aufstockt – wem hilft das? Nicht den BetreuerInnen, denen künftig zwei Kinder mehr um die Beine springen oder krabbeln, nicht den Eltern, die ihr Kind gut betreut wissen wollen, während sie – im besten Falle – am Arbeitsplatz weilen, noch den Kindern, die künftig womöglich ein bisschen länger warten müssen, bis es eine frische Windel gibt. Ob die Qualität der Betreuung tatsächlich gewährleistet werden kann, so wie Staatsrat Joachim Schuster es versichert – fraglich.

Außer Frage aber ist, dass Bremen bei der Kinderbetreuung im bundesweiten Vergleich auch weiterhin gut abschneiden wird. Und so lange es woanders noch schlechter ist, wird weiter an der Schraube gedreht. Egal, was das jenseits von Zahlen in der Realität – der ErzieherInnen, der Eltern, der Kinder – bedeutet.