Mehr Kinder in der Krippe

SOZIALES Weil die Nachfrage größer ist als erwartet will das Bremer Sozialressort mehr Betreuungsplätze schaffen – indem es die Gruppen vergrößert

„Standardabsenkungen“ sollen die Mehrkosten möglichst gering halten

13 Millionen Euro mehr als im Sozialhaushalt geplant wird die Kinderbetreuung in Bremen in diesem und im nächsten Jahr kosten. 11,3 Millionen Euro zusätzliche Mittel hat der Senat gestern beschlossen, den Rest muss das Sozialressort einsparen.

Rund 110 Millionen Euro waren 2010 für die Kinderbetreuung vorgesehen, nun fallen fünf Millionen mehr an. Für 2011 rechnet das Sozialressort mit weiteren acht Millionen Mehrausgaben. „Erheblich“ habe sich die Zahl der Kindergartenanmeldungen erhöht, erklärte Sozialstaatsrat Joachim Schuster (SPD) den Kostenanstieg gestern. Zudem seien die Tarifsteigerungen für das Betreuungspersonal höher als einkalkuliert.

Allein für die Drei- bis Sechsjährigen habe man 500 Betreuungsplätze mehr einrichten müssen – denn darauf haben die Eltern einen Rechtsanspruch. Auch die Betreuung unter Dreijähriger sei häufiger in Anspruch genommen worden als erwartet. „Was wir politisch wollen, ist eingetreten“, so Schuster. „Der Nachteil ist, das wir das dann auch bezahlen müssen.“ Möglichst gering will sein Ressort die Mehrausgaben nun halten – durch „Standardabsenkungen in gewisser Weise“, wie er es nennt.

Keine weiteren Ganztagesplätze sollen 2011 geschaffen werden. 300 Betreuungsplätze für unter Dreijährige will das Sozialressort ohne Mehrkosten einrichten – durch größere Gruppen. Zwei Fachkräfte betreuen bislang acht Kinder, künftig sollen es zehn sein. „Dort, wo es möglich ist“, wie Schuster sagt.

Kritik daran hagelt es nicht nur von CDU und FDP. Für „pädagogisch unvertretbar“ hält der Paritätische Wohlfahrtsverband die Aufstockung. Der Betreuungsaufwand bei Kleinstkindern sei hoch, sagt Vorstand Wolfgang Luz, die Qualität der Betreuung sei durch größere Gruppen gefährdet.

Wo Schuster die einrichten wolle, fragt sich indes Gabi Helms, Geschäftsführerin des „Verbunds Bremer Kindergruppen“, der Elternvereine vertritt, die die Kinderbetreuung selbst organisieren. „Wir schaffen es schon jetzt kaum, die gesetzlichen Mindeststandards beim Personal einzuhalten.“ Acht Kinder würden in den 172 Unter-Dreijährigen-Gruppen der Elternvereine von einer Fach- und einer Teilzeitkraft sowie PraktikantInnen und TeilnehmerInnen eines freiwilligen Sozialen Jahres betreut. „Mehr können wir nicht leisten“, sagt Helms. Im Vergleich zu anderen Trägern erhalten Elternvereine deutlich weniger Zuschüsse. „Größere Gruppen“, sagt sie, „das würde bei uns gar nicht gehen.“

Sorgen um die Betreuungsqualität macht sich Staatsrat Schuster derweil nicht. Die sei ebenso wie die frühkindliche Bildung „weiterhin gewährleistet“. Bremen habe im Bundesvergleich einen „herausragenden Personalschlüssel“: Während in Niedersachsen zwei Fachkräfte zehn bis 15 Kinder betreuen, seien es in Bremen bislang acht, künftig zehn. „Das“, sagt er, „halten wir für vertretbar.“ THA