Musik wie eine gute Serie

KONZERT Spannung aufbauen, bis es nicht mehr geht – und dann loslassen: Die drei Klangkünstler der Band B/B/S im WestGermany

Es ist eine dieser typischen Berliner Symbiosen. Da treffen sich drei umtriebige Experimentalmusiker und rühren gemeinsam noch ein neues Süppchen an. Im Falle der Band B/B/S irgendwas zwischen leicht psychedelischer Plörre und süßem Soundbrei – richtig gutes Zeug jedenfalls.

Der Name B/B/S steht für die Nachnamen von Andrea Belfi, Aidan Baker und Erik Skodvin. Belfi ist ein italienischer Experimentalmusiker, der in Mailand zeitgenössische Kunst studiert hat und vor einigen Jahren nach Berlin kam – auch wegen der besseren Möglichkeiten für Improvisationsmusik und Klangkunst: „Ich treffe hier großartige Musiker, mit denen ich meine Vorstellung von Kunst teile.“

Der Schlagzeuger und Soundkünstler traf hier auf den kanadischen Musiker Baker, der bereits bei etlichen Drone-, Metal- und Postrock-Projekten mitwirkte und in den letzten 15 Jahren an die 100 Alben veröffentlicht hat. Sein bekanntestes Projekt ist die Band Nadja, mit der Baker die Grenzen von Ambient, Metal und Doom – und gleichzeitig jene der Verstärkerboxen – austestete. Bei B/B/S spielt er Bass. Dritter im Bunde ist der Norweger Erik Skodvin an der Gitarre.

B/B/S wirken fast wie eine musikalische Version der Jacobson-Entspannungstherapie: Spannung aufbauen, bis es nicht mehr geht – und dann loslassen. Belfi sorgt mit sehr reduziertem Schlagzeugspiel, vor allem mit Tomtoms und Becken, für akzentuierte Rhythmik. Die Gitarre wabert und quengelt dazu vor sich hin, ab und zu bequemt sie sich dazu, auch mal wieder eine Saite anzuschlagen. Ein wenig Elektronik stößt dazu, zwischendurch rauscht Bakers Bass rein.

Schon auf dem jüngst erschienen Album, „Brick Mask“, wirken die gern auch mal 15-minütigen Tracks nicht wie Nebenbeibeschallung oder Geplänkel, eher funktioniert das Werk wie eine gute Serie: Man will wissen, wie es weitergeht. Live dürfte sich dieser Effekt noch verstärken.

Der Italiener Belfi hat beim CMT-Festival im Hebbel am Ufer Ende Januar bereits mit der Band Hobocombo für Aufsehen gesorgt. Mit dieser weiteren seiner insgesamt sechs Gruppen hat er Stücke des großen Komponisten und New Yorker Vagabunden Moondog neu interpretiert. Auch deren jüngstes Album, „Moondog Mask“, ist sehr hörenswert – und noch so ein Beispiel typischer experimenteller Berliner Symbiosen. JENS UTHOFF

■ B/B/S: Brick Mask (Miasmah Recordings). Live: WestGermany, Skalitzer Str. 133. Samstag 1. März