Kurzarbeit trotz neuer Aufträge

WERFTENKRISE Bei der Hamburger Sietas-Werft füllen sich die Auftragsbücher wieder. Eine Dänische Reederei orderte drei Fähren für insgesamt 60 Millionen Euro. Trotzdem droht den Beschäftigten bald Kurzarbeit

Derzeit ist die Werft voll ausgelastet, doch zum Jahresende fehlen Anschluss-Aufträge

Den Schiffbauern auf der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde droht zum Jahreswechsel trotz eines neuen Millionenauftrags Kurzarbeit. Grund dafür sind fehlende Folgeaufträge für Spezialschiffe. Laut dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Rüdiger C. Fuchs, ist die Lage „schwierig und angespannt“.

Die Sietas-Werft war von der Schifffahrtskrise hart getroffen worden. Im Rahmen eines umfassenden Sanierungsprogramms wurde knapp ein Drittel der Mitarbeiter an die Luft gesetzt. Der ehemalige Hersteller von Containerschiffen konzentriert sich jetzt auf Spezialtypen wie Saugbagger oder Fähren.

Der Betrieb verfolge diese Neuausrichtung konsequent weiter und liefere in diesem Jahr noch fünf verschiedene Schiffe aus: zwei Saugbagger, zwei Schwergutschiffe und ein so genanntes RoRo-Schiff. „Das ist natürlich eine gewaltige Herausforderung für die Belegschaft“, sagte Fuchs NDR 90.3. Aufgrund der Neubauaufträge sind die 640 Sietas-Beschäftigten Fuchs zufolge derzeit noch voll ausgelastet, doch zum Ende des Jahres fehlen weitere Bestellungen.

Auf lange Sicht aber seien Folgeaufträge vorhanden. So wurde gestern bekannt, dass die dänische Reederei Nordic Ferry Services (NFS) in Neuenfelde für knapp 60 Millionen Euro drei Fähren bestellt, die künftig zwischen dem Festland und Inseln des Landes eingesetzt werden sollen. „Wir werden das erste der drei Schiffe im Spätsommer 2011 ausliefern. Die beiden andere folgen Anfang 2012“, versichert Werftchef Fuchs.

Im Wettbewerb um die drei knapp 100 Meter langen Doppelendschiffe für 600 Passagiere und 122 Autos hat sich die Sietas-Werft gegen polnische und norwegische Konkurrenz durchgesetzt. Der Auftrag kommt aber nicht rechtzeitig, um eine Auslastungslücke des Unternehmens zum Jahreswechsel zu vermeiden. Daher wird die Werft voraussichtlich für das letzte Quartal 2010 und die ersten drei Monate 2011 Kurzarbeit anmelden.MARCO CARINI