der rechte rand
: Eigene vier Wände gesucht

Schwarz-Weiß-Rot ist das Tor gestrichen. Seit Monaten nutzt die NPD das kleine weiße Haus in der Wilhelmshavener Börsenstraße, schon wird in Parteikreisen stolz vom eigenen „Parteihaus“ geredet. Regelmäßig trifft sich hier der Unterbezirk. Ermöglicht wird das durch einen örtlichen Immobilienhändler – ungestört, denn der Deal verlief unbeachtet.

Seit Jahren suchen Rechte aller Couleur Immobilien. „Ein großer Bedarf an Räumen“ bestehe, erklärte unlängst der Neonazianwalt Jürgen Rieger. Seit 1989 haben Rechte so bundesweit an die 50 Immobilien erworben: Landhäuser und Bauernhöfe, Familieneigenheime und Gaststätten. Bei zwei Versuchen in Süddeutschland wurde diskutiert, ob die NPD nur Angebote gemacht habe, um die maroden Gebäude aufzuwerten. Im niedersächsischen Verden ging lange das Gerücht herum, Rieger habe gar kein Interesse an der Stadthalle. Als ein Neonazi mit einer Vollmacht Riegers auftauchte, handelte die Stadt: Ein Verein, unterstützt von Stadt und Bürgern, erwarb die Halle. Mag er an Verden nicht wirklich interessiert gewesen sein, engagiert Rieger sich in Delmenhorst umso mehr. Bluff oder Clou? Stadt und Initiativen wollen jedenfalls sicher gehen.

Im Norden unterhält Rieger neben dem „Heisenhof“ auch ein Landhaus in Hummelfeld, wo die völkisch-heidnische „Artgemeinschaft“ zusammenkommt. Sein Verein „Mütterdank“ nutzt ein Wohnhaus in Hamburg-Harburg, weitere Objekte gehören Rieger in Hannover und Kakenstorf (Kreis Harburg). In Hameln erwarb er 1999 ein Geschäftshaus mit Kino, das er seit längerem auf Ebay feilbietet.

Nur in den eigenen vier Wänden, sagt Rieger, könne die „nationale Opposition“ zusammenkommen. So trifft sich bei Eschede die NPD auf einem Bauernhof zur Sonnenwendfeier. Ein „NPD-Heim“ besteht in Harderberg. In Amholz richteten Parteikader und Kameradschaftler bei ihrem Gutshaus heidnische Feste aus. Im nahen Uchtorf unterhalten Sympathisanten die Gaststätte „Jägerhof“, und eine völkische Gruppe kommt bei Kirchdorf auf dem „Auehof“ zusammen. Zehn Jahre schließlich besteht inzwischen der „Club 88“ in Neumünster. Am 30. September wollen die Macher das feiern.