Konrad Zuse kriegt seine eigene Schau

Z3 Das Technikmuseum erinnert an den Erfinder des Computers. In diesem Jahr wäre er 100 geworden

„Hätte das Patentamt anders entschieden, hätte ich Millionen“

HORST ZUSE, ERFINDERSOHN

„Ich brauch das Wohnzimmer“, sagte Konrad Zuse 1935 zu seinen Eltern. Dort begann er zu werkeln – und präsentierte sechs Jahre später den ersten programmierbaren Computer Z3. Vor 100 Jahren wurde Zuse in Berlin geboren, ab Donnerstag zeigt das Deutsche Technikmuseum eine neue Dauerausstellung über das Leben des Computerpioniers.

Die Rechenleistung der Z3 passt heute in die Hosentasche: Der Prozessor eines Smartphones ist 200 Millionen Mal schneller. Doch Zuse legte schon vor rund 70 Jahren die Grundlagen.

Als junger Ingenieur habe Zuse in den 30er Jahren bei den Henschel-Flugzeugwerken „furchtbar viel rechnen“ müssen, sagt sein Sohn, der Informatikprofessor Horst Zuse. Die üblichen Hilfsmittel – Rechenschieber und Logarithmentafeln – hätten ihn genervt. Konrad Zuse habe eine automatische Rechenmaschine mit Speicher gewollt.

Im Zweiten Weltkrieg soll Zuse an der Ostfront kämpfen, es wird ein kurzer Einsatz. Als Mitarbeiter eines Rüstungsunternehmens gilt er kurze Zeit später als „unabkömmlich“. 1941 gründet er die Firma „Zuse Apparatebau Berlin“ und bekommt von den Nazis auch ausländische Arbeiter zugewiesen. Ob die unter Zwang arbeiten mussten, darüber gehen die Meinungen auseinander. Zumindest einige von ihnen hätten ihre Arbeitsstelle nicht frei wählen können, sagt Hans Dieter Hellige, Technik-Professor an der Uni Bremen.

Laut Hellige geriet Konrad Zuse im Krieg in die Mühlen von Militärtechnik und Kriegswirtschaft: „Er blieb ein Außenseiter, der immer mehr in das NS-System integriert wurde.“ NSDAP-Mitglied sei er nie gewesen. Horst Zuse: „Mein Vater war kein Widerstandskämpfer, ist aber auch nicht mitmarschiert.“

Im Mai 1941 stellt Konrad Zuse die spätere Z3 einigen Wissenschaftlern vor. Ein Nachbau der im Krieg zerstörten Maschine steht heute im Deutschen Museum in München. Am 2. September wird zum „Zuse-Jahr 2010“ im Deutschen Technikmuseum in Kreuzberg eine neue Zuse-Dauerausstellung eröffnet.

Im Frühjahr 1945 verließ Zuse mit 20 Kisten voller Computerteile die Stadt. Nach dem Krieg erfuhr man in den USA von Zuses Arbeit. Auch hier war an Rechnern gearbeitet worden: Fast zeitgleich mit Zuses Z3 wurde in Iowa der Atanasoff-Berry-Computer fertig, der erste elektronische Digitalrechner. Allerdings war er nicht programmierbar.

Das Bundespatentamt erteilte Konrad Zuse kein Patent. „Es war ein 26 Jahre langer Streit“, erinnert sich sein Sohn. Denn obwohl die Juristen Zuses Z3 als neu ansahen, wollten sie nicht von einer Erfindung sprechen: Die Bauteile seien bereits vorhanden gewesen. „Hätte das Amt anders entschieden, hätte ich ein paar Millionen auf dem Konto“, sagt Horst Zuse schmunzelnd. (epd)

■ Ausstellung ab 9. September: Di.–Fr. 9–17.30 Uhr und Sa./So. 10–18 Uhr. Infos: www.sdtb.de