Betr.: kinotaz nord

A

Das A-Team - Der Film USA 2010, R: Joe Carnahan, D:Bradley Cooper, Liam Neeson

„„Das A-Team“ besteht aus vier Hasardeuren einer militärischen Spezialeinheit, die Verbrecher jagen und dabei ihrerseits von der Polizei verfolgt werden. Eigentlich wähnte man die Truppe seit der Absetzung der gleichnamigen Fernsehserie im Jahr 1987 im verdienten Ruhestand. Ihre Reinkarnation im Kino verdankt das A-Team dem Regisseur Joe Carnahan (“Narc“), der mit einem neunstelligen Budget einen so großen Radau veranstaltet, dass die Darsteller ihre wenigen Dialogzeilen brüllen müssen, um den Lärm der Explosionen zu übertönen. Auch der ironische Gestus der Serie geht im Krach unter. Dass „Schindlers Liste“-Star Liam Neeson als Hauptdarsteller durch die Kulissen irrlichtert, verleiht dem Film eine unfreiwillige Tragik.“ (Der Spiegel) FL, GÖ, H, HB, KI, OS

Avatar - Aufbruch nach Pandora (Erweiterte Fassung) USA 2010, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver

„James Camerons blaue Wesen kämpfen um den Erhalt ihres Heimatplaneten. Das 3-D-Spektakel kommt erneut ins Kino - und ist jetzt acht Minuten länger.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

B

Babys Frankreich 2009, R: Thomas Balmès

„“Babys“ dokumentiert das erste Lebensjahr von vier Neugeborenen in Namibia, der Mongolei, den USA und Japan. Der Franzose Thomas Balmès präsentiert seinen Zuschauern ein Quartett der Niedlichkeiten, nur darauf angelegt, das Herz zu erwärmen. Kein Unglück geschieht den Kleinen, keinen Kratzer ziehen sie sich zu. Wenn die Mutter die Milch versehentlich neben den Mund spritzt, ist das schon die schlimmste aller Katastrophen. Mehr und mehr schlägt sich der Film auf die Seite der Naturvölker, wo die Kinder im Staub spielen und Wasser aus Flüssen trinken. Während in den USA der ängstliche Vater seiner Tochter panisch hinterherrennt, weil sie vom Dreirad zu kippen droht, spielt der Mongolenjunge Bayar allein inmitten einer Rinderherde, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wird. Entfremdet wirkt die Kindererziehung im Westen plötzlich, jeder Natürlichkeit beraubt. Doch man kann es auch zynisch nennen, wenn dieser Film ausgerechnet in Bildern vom afrikanischen Kontinent ein Inbild glücklicher Kindheit beschwört.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OS

Bal – Honig Türkei/Deutschland 2009, R: Semih Kaplanoglu, D: Boras Altas, Erdal Besikçioglu

„„Bal - Honig“ entführt uns - fern im Nordosten der Türkei - in den tiefsten, dunkelsten, geheimnisvollsten Wald, den man sich denken kann. Der siebenjährige Yusuf, der mit Mutter und Vater, einem Imker, allein am Waldrand lebt, wird in der Dorfschule als heilloser Stotterer verlacht, doch wenn er für sich ist, fließen ihm die Worte ganz leicht über die Lippen: Koran-Texte oder ein Gedicht von Arthur Rimbaud, das er zufällig gehört hat. Und eines Tages bricht der kleine Träumer auf, um seinen verschwundenen Vater suchen zu gehen, tiefer und tiefer hinein in den Wald. Der Film von Semih Kaplano, 47, der im Februar in Berlin als Gewinner des Goldenen Bären gefeiert wurde, macht das Archaische nicht idyllisch; er ist herb, doch er verzaubert durch seine Kunst, mit den zartesten Mitteln Auge und Ohr für die Weltwahrnehmung eines Kindes zu öffnen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

Beilight: Biss zum Abendbrot USA 2010, R: Aaron Seltzer, Jason Friedberg, D: Matt Lanter, Anneliese van der Pol

„Was soll bei einer Parodie der „Twilight“-Reihe schon schiefgehen? Aber da haben die „Twilight“-Hasser die Rechnung ohne das Unvermögen der Regisseure gemacht. Trotz der dankbaren Vorlage kommen Friedberg und Seltzer in „Beilight – Biss zum Abenbrot“ nicht über zwei bis drei annehmbare Pointen hinaus, weshalb bereits der Trailer, der noch die besten Szenen des Films in sich vereint, mit Gurken-Gags gespickt ist. Außerdem gibt es etliche Szenen, in denen einfach nur ein Moment aus der „Twilight“-Saga eins-zu-eins nachgespielt wird.“ (filmstarts.de) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH

Black Death Großbritannien/Deutschland 2010, R: Christopher Smith, D: Sean Bean, Eddie Redmayne

„Im 14. Jahrhundert kämpft eine Gruppe gottesfürchtiger Soldaten gegen teuflische Umtriebe in einem Dorf. In seinem ersten Nicht-Horrorfilm entführt der britische Regisseur Christopher Smith (“Severance“) den Zuschauer in eine Welt, in der Misstrauen, Neid und bedingungsloses Gottvertrauen die Menschen zu wilden Bestien mutieren lässt. Dafür findet er dank der malerischen Schauplätze in Sachsen-Anhalt und Brandenburg stimmungsvolle Bilder, konterkariert diese aber durch unnötige Splatter-exzesse und eine zähe Story über die Abgründe des christlichen Glaubens.“ (Cinema) H, HB, HH

Der Boxprinz Deutschland 1999, R: Gerd Kroske

„Porträt des deutschen Boxprofis Norbert Grupe (Kampfname: Prinz Wilhelm von Homburg), der in den 60er- und 70er-Jahren nicht nur durch den Sport, sondern auch durch seine Kontakte zum Hamburger Kiez- und Rocker-Milieu sowie ein legendäres Fernsehinterview für Schlagzeilen sorgte, bei dem er jede Antwort verweigerte. Der Film zeichnet das Bild einer schillernden Persönlichkeit und verdichtet sich durch die ebenso freimütigen wie eitlen Aussagen ehemaliger Weggefährten zu einer beredten Zeit- und Milieustudie.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Breath Made Visible: Anna Halprin Schweiz/USA 2009, R: Ruedi Gerber

„Porträt der knapp 90-jährigen Tanzkünstlerin Anna Halprin, das mit viel Archivmaterial die bewegte Lebens- und Entwicklungsgeschichte der Künstlerin sicht- und nachvollziehbar macht. So sorgte Halprin in den 1970er-Jahren mit politischen Performances für Furore und prägte den modernen Ausdruckstanz entscheidend mit. Allerdings verharrt der Dokumentarfilm weitgehend bei den (Selbst-) Inszenierungen Halprins; eine distanzierte Betrachtung oder gar Hinterfragung ihres Schaffens findet kaum statt.“ (filmdienst) H, HH

Briefe an Julia USA 2010, R: Gary Winick, D: Amanda Seyfried, Vanessa Redgrave

„Es war einmal vor langer Zeit, da schrieb der Dichter William Shakespeare ein Drama, das die Herzen der Menschen bis heute bewegt - und das rund 400 Jahre später zum Auslöser für eine kuriose Institution wurde: In Verona, der Heimat von „Romeo und Julia“, beantwortet der „Club di Giulietta“ seit Jahrzehnten die Briefe von unglücklich Verliebten. Ein Phänomen, das Elvis Costello vor 17 Jahren zu seinem Album „The Juliet Letters“ (1993) inspirierte und nun den Grundstein für die Hollywood-Romanze „Briefe an Julia“ legte. Regisseur Gary Winick (“30 über Nacht“) lässt Märchen wahr werden und Mädchenträume in Erfüllung gehen. „Briefe an Julia“ ist nicht nur hemmungslos romantisch, sondern auf geradezu aufreizende Art kitschig und sentimental. Die Klischees werden so lustvoll und ungebrochen zelebriert, dass man sich dem naiven Charme dieser zuckersüßen Liebelei kaum entziehen kann.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

C

Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr USA 2010, R: Brad Peyton, D: Chris O‘Donnell, Jack McBrayer

„Das ist nicht normal. Und doch hat man sich inzwischen fast daran gewöhnt, dass die Tiere auf der Leinwand sprechen können. Echte Tiere, echte Stimmen, zum Teil jedenfalls. Das ist halbwegs erträglich, wenn die Manipulation so perfekt ausfällt wie zuletzt in „Marmaduke“. In „Cats & Dogs 2“ allerdings sind die Unterschiede zwischen realen Tieren, animatronischen Puppen und Computeranimationen so offensichtlich, dass einem der Spaß schnell vergeht. Brad Peytons Regiedebüt ist eine tierische Parodie auf die Verschwörungsszenarien der 007-Abenteuer, doch auch aus mehreren anderen Filmen wird fleißig zitiert. All diese Filmzitate nimmt man eher ungerührt zur Kenntnis, denn mit Ausnahme des übermotivierten Schäferhundes Diggs gelingt es keinem der Vierbeiner, eine emotionale Bindung zum Zuschauer aufzubauen.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

D

Duell der Magier USA 2010, R: Jon Turteltaub, D: Nicolas Cage, Jay Baruchel

„Plasmablitze aus dem Hause Disney. Im New York der Gegenwart, wo sich gute Merlinier und böse Morganier bekämpfen, wird ein tollpatschiger Physikstudent zum modernen Zauberlehrling wider Willen. Jay Baruchel als Supernerd next door, Nicolas Cage als spreizhändig gestikulierender Meistermagier und Monica Bellucci mit verspiegelten Kontaktlinsen sind kaum mehr als Komparsen in dieser mit Spezialeffekten überfrachteten Weltretter-Mär.“ (tip) BHV, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

E

Eclipse: Biss zum Abendrot USA 2010, R: David Slade, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson

„Bella liebt den schönen Vampir Eduard - aber auch ein bisschen den Werwolf Jacob mit dem Waschbrettbauch. Im dritten Teil der „Twilight-Saga“, nach den Romanen von Stephenie Meyer, gehen die Kämpfe zwischen guten Vampiren, bösen Vampiren und Werwölfen weiter - und ebenso diejenigen in den Herzen von romantischen Teenagern. Viel Dämmerlicht und noch mehr unerfülltes Begehren.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS

Die Eleganz der Madame Michel Frankreich/Italien 2009, R: Mona Achache, D: Josiane Balasko, Garance Le Guillermic

„Die verschlossene Concièrge eines Pariser Mietshauses pflegt heimlich eine empfindsame Neigung zur Literatur. Die Bekanntschaft mit einem japanischen Witwer und einem Mädchen führt zur allmählichen Annäherung dreier Außenseiter. Darüber verwandelt sich der Film vom entschleunigten Drama der Isolation zur sympathischen Komödie menschlicher Unzulänglichkeiten. Subtil-humorvoll erzählt, mit hintergründigen Dialogen und guten Schauspielern, überzeugt das zart-vergnügliche Kinodebüt durch seinen von Toleranz und Mitgefühl geprägten Blick auf einen menschlichen Mikrokosmos.“ (filmdienst) BHV, HH, OS

F

Der fantastische Mr. Fox USA 2009, R: Wes Anderson

„Wes Anderson übersiedelt sein Themenuniversum in den Puppenfilm und erzählt frei nach Roald Dahl von hochkultivierten, fuchteufelswilden Tieren in der englischen Provinz, die drei sadistische Großbauern gegen sich aufbringen. Ein handgemachter, hochkonzentrierter Stop-Motion-Animationsfilm (durchaus für Erwachsene) mit stilvoller 70ies-Soundcollage und einem Helden (im Original gesprochen von George Clooney), der mit kühlem Kopf die irrwitzigsten Pläne ausheckt.“ (tip) OS

Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko

„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HH

Freche Mädchen 2 Deutschland 2009, R: Ute Wieland, D: Emilia Schüle, Selina Shirin Müller

„Drei befreundete Schülerinnen nehmen über Ostern an einer Chor-Freizeit auf einer einsamen bayerischen Almhütte teil, wo Eifersucht, Konflikte und Nebenbuhler sie an ihren Beziehungen zweifeln lassen. Biedere Jugendbuch-Verfilmung mit aufgesetzten dramatischen Konflikten. Die stilistische Eigenwilligkeit des Vorgängerfilms schimmert nur noch gelegentlich auf und weicht dekorativen Landschaftspanoramen.“ (filmdienst) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die Friseuse Deutschland 2010, R: Doris Dörrie, D: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus

“Schaff ick“ ist das Credo von Kathi König, der extrem dicken Heldin dieses Filmes, in dem davon erzählt wird, wie sie sich auch durch die widrigsten Umstände nicht klein kriegen lässt. Die arbeitslose Friseurin ist eine Frohnatur, die alles mit viel Energie und Leidenschaft anpackt.Kathi muss mit den demütigenden Ressentiments vieler ihrer Mitmenschen, den lethargischen Bürokraten beim Arbeitsamt und einem abschätzigen Existenzgründerberater fertig werden, aber ihr schöner Traum von einem eigenen Friseursalon gibt ihr eine verblüffende Standfestigkeit. Gabriela Maria Schmeide verkörpert sie mit soviel Wärme und Witz, dass diese im besten Sinne des Wortes merkwürdige Person einem auch lange nach dem Film nicht aus dem Sinn geht. Doris Dörrie zeigt den Berliner Marzahn, in dem Kathi aufgewachsen ist, und in den sie nun zurückgekehrt ist, als einen lebendigen Kiez ohne die gängigen Klischees von sozialer Verelendung. (hip) H, HH

Für immer Shrek USA 2010, R: Mike Mitchell

„Auf Grundlage des gleichnamigen Kinderbuchs von William Steig konzipierte DreamWorks-Boss Jeffrey Katzenberg 2001 seinen Antihelden als grobschlächtiges Gegenwicht zu den gelackten Prinzen aus dem Walt-Disney-Universum. Nur leider ist von Shreks anarchischem Charme kaum etwas übrig geblieben. Während früher spitzzüngige Spielereien mit modernen Popkulturmythen dominierten, hat der vierte Teil nur noch müde Witze vom Oger-Fließband zu bieten.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, OL, OS

G

Das geschriebene Gesicht Japan/Schweiz , R: Daniel Schmid

„In vier Teilen, die unmerklich aufeinander folgen, kreist Daniel Schmid das Phänomen Kabuki ein. Erklärt wird es nicht, dafür ausgiebig betrachtet und in der Betrachtung variiert. Schmid, der die Magie des Bildes liebt, ist in diesem Essay immer spürbar. Er setzt nicht nur die Abschiedsszene einer Geisha als Hommage an den Filmregisseur Mizogushi in Szene; er inszeniert auch seine Zeitzeuginnen auf der Bühne oder stellt sie in den Brunnen, der fließend ins Meer übergeht. Die Sprache der Körper ist ihm wichtiger als die der Worte. Und spätestens dann, wenn die 101jährige Geisha, die mit 16 angefangen und ihren Beruf 80 Jahre lang ausgeübt hat, ein Lied spielt, hat er uns alle verzaubert.“ (Frankfurter Rundschau) HH

H

Hanni & Nanni Deutschland 2010, R: Christine Hartmann, D: Jana & Sophia Münster, Hannelore Elsner

„Sie gleichen sich bis aufs Haar und sind unzertrennlich: Hanni und Nanni. Kaum ein Tag vergeht, an dem die frechen Zwillinge nicht wieder etwas aushecken. Doch zu Unrecht fliegen sie von der Schule und werden von ihren Eltern ins Internat Lindenhof gesteckt. Dort erwarten sie strenge Verhaltensregeln, aber auch jede Menge Abenteuer. Christine Hartmanns Kinderfilm basiert auf der erfolgreichen Buchreihe der britischen Autorin Enid Blyton, die mit ihren ab 1965 auch in Deutschland veröffentlichten Internatsgeschichten Generationen von Mädchen begeisterte. Für die erste Leinwandadaption des Stoffes wurde die Geschichte zeitgemäß mit iPod und Handy aufpoliert. Der liebevolle Charme des Originals blieb dennoch erhalten, was nicht nur den quirligen Zwillingen Sophia und Jana Münster, sondern auch Hannelore Elsner als Internatsdirektorin zu verdanken ist.“ (Cinema) BS, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

Humpday USA 2009, R: Lynn Shelton, D: Mark Duplass, Joshua Leonard

„Zwei Freunde aus College-Zeiten treffen sich nach Jahren wieder. Die Begegnung verunsichert die beiden, die völlig unterschiedliche Lebenswege verfolgen, der eine als Abenteurer, der andere als abgesicherter Familienvater. Ein während einer Party gefasster Plan fordert die sexuellen Grenzen der Männerfreundschaft heraus. Eine intelligente und witzige Buddy-Komödie um männliche Identitätskrisen und das Sich-Reiben an Rollenbildern, überzeugend durch spontan und natürlich wirkende Dialogszenen, glaubwürdige Figuren und die bewegliche Kamera.“ (filmdienst) HH

I

Ich & Orson Welles USA/Großbritannien 2008, R: Richard Linklater, D: Zac Efron, Christian McKay

„Während einer Inszenierung von Shakespeares „Julius Caesar“ 1937 am New Yorker Mercury Theatre durch Orson Welles verliebt sich ein naiver Jungschauspieler in die ebenso schöne wie souveräne Produktionsassistentin. Der Theaterfilm besticht vor allem durch die Sorgfältigkeit und den Elan, mit denen die Entstehung des Bühnenstücks nachgezeichnet wird. Die romantische „Coming of Age“-Geschichte wirkt vor diesem Hintergrund zunächst vergleichsweise banal, entfaltet aber durch die Rückkopplung auf die Figur Orson Welles‘ interessante Facetten.“ (filmdienst) HB, HH, KI

Inception USA 2010, R: Christopher Nolan, D: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt

„„All that we see / is but a dream within a dream“ dichtete einst Edgar Allen Poe. Christopher Nolan hat dieses Konzept der ineinander verschachtelten Träume mit seiner Geschichte von Traumdieben, die in die nächtlichen Fantasien anderer Menschen eindringen um sie zu plündern oder zu verändern, zu einem überbordenden filmischen Labyrinth weitergesponnen. Wenn sich der Zuschauer beim ersten Sehen unweigerlich zwischen den verschiedenen Traumebenen verirrt, ist das bei einer Fantasie über die Fantasie nur folgerichtig, denn wenn diese konsequent durchdacht wird, muss sie eher einer Traumlogig als einer konventionellen Dramaturgie folgen. In der Traumwelt dieses Films ist alles möglich - es muss nur realistisch dargestellt und in sich schlüssig sein. Und diese Aufgabe meistert Nolan souverän, indem er nicht nur surreale Schauplätze wie eine zerbröselnde Metropole kreiert, sondern auch mit der relativen Zeit in den ineinander liegenden Traumphasen spielt oder scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzt. (hip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

J

Jane‘s Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall Deutschland 2010, R: Lorenz Knauer

„Anfang der 60er-Jahre wurde sie als Schimpansenforscherin berühmt. Heute unterstützt Jane Goodall Naturschutz-und Selbsthilfeprojekte in über 120 Ländern. Die eindrucksvolle Dokumentation begleitet die 76-jährige Tier- und Umweltschützerin bei ihrem weltumspannenden Engagement für die Rettung der Erde.“ (Cinema) H, HB, HH, LG, OL, OS

K

Karate Kid USA 2010, R: Harald Zwart, D: Jaden Smith, Jackie Chan

„Vor 26 Jahren erblickte eine westliche Ikone des Martial-Arts-Kinos das Licht der Welt. Als nach Kalifornien gezogener Außenseiterjunge erlernte Ralph Macchio in „Karate Kid“ mithilfe eines schrulligen japanischen Lehrmeisters die elementaren Lebensweisheiten des Kampfsports und zwang damit im finalen Turnier seinen blindwütigen Erzfeind in die Knie. Warum das Remake von Harald Zwart (“Agent Cody Banks“) für diesen schlichten Plot fast zweieinhalb Stunden benötigt, ist der Verlagerung des Geschehens nach China geschuldet. Irritierend ist, dass Klein Smith die lausbübische Lässigkeit seines Vaters Will abzuspulen scheint und im Abspannsong gar das von Papi geerbte Raptalent unter Beweis stellen darf. So beschleicht einen das Gefühl, dass ein offensichtlich schauspielbegeisterter Junge als Miniklon seines Superstar-Vaters verheizt wird.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH

Kindsköpfe USA 2010, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Kevin James

„Fünf Schulfreunde treffen sich nach 30 Jahren wieder, um ihrem verstorbenen Basketballtrainer die letzte Ehre zu erweisen. Das gemeinsame Wochenende ist für die unverbesserlichen Kindsköpfe ein willkommener Anlass, noch einmal all die Dinge zu tun, bei denen sie früher am meisten Spaß hatten. Im Laufe des Films wird wohl auch der letzte Zuschauer ahnen, dass dieser infantile Spaß vermutlich nur aus einem Grund gedreht wurde: damit die seit 20 Jahren befreundeten Hauptdarsteller zusammen abhängen und die Freuden der Jugend genießen können. Dabei hätten Regisseur Dennis Dugan (“Leg dich nicht mit Zohan an“) und Drehbuchautor Sandler nur auf die unvermeidlichen pubertären Gags verzichten müssen, dann hätte ihr Film tatsächlich etwas erzählen können von den Enttäuschungen des Älterwerdens und der Notwendigkeit, sich an die wichtigen Dinge im Leben zu erinnern.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Kirschblüten - Hanami Deutschland 2008, R: Doris Dörrie, D: Elmar Wepper, Hannelore Elsner

“,Kirschblüten - Hanami‘ ist ein tieftrauriger und zugleich sehr beglückender Film über den Tod. Ein Verwaltungsbeamter, dessen Frau Trudi überraschend verstorben ist, bricht aus seiner bayerischen Heimat nach Japan auf - in ein Land, von dem Trudi zeitlebens geträumt hat. Neugierig und mit wieder erwachenden Sinnen erkundet er die fremde Kultur und erfährt dabei, wie stark die Liebe zu seiner Frau wirklich war. In ihrem bislang stärksten Film erzählt Doris Dörrie feinfühlig, lakonisch und bewegend von Verlust, Trauer und der Lebenslust im Angesicht des Todes.“ (Der Spiegel) HB

Kiss & Kill USA 2010, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Ashton Kutcher

„Eine unbedarfte junge Frau lernt einen weltgewandten Beau kennen - und stellt nach der Hochzeit entsetzt fest, dass ihr Traummann ein Profi-Killer ist. Anfangs eine alberne Romanze mit einer affektiert agierenden, herumschnatternden Hauptdarstellerin, entwickelt sich der Film zusehends zur nervenden Gewaltorgie.“ (tip) HB

Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier

„Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS

Kleine Wunder in Athen Griechenland/Deutschland 2009, R: Fillipos Tsitos, D: Antonis Kafetzopoulos, Anastasis Kozdine

„Stavros betreibt einen Straßenkiosk. Er schwadroniert mit Freunden über alte Zeiten und zieht über Albaner her. Bis Stavros’ Mutter just in einem Hilfsarbeiter aus diesem Land ihren verlorenen Sohn zu erkennen glaubt. Eine wunderbar lakonische Komödie, deren Stärke in ihrer Bescheidenheit und einem grandiosen Hauptdarsteller Antonis Kafetzopoulos liegt. In dessen ausdrucksstarkem Gesicht spiegeln sich die vielen Kränkungen des männlichen Egos. Nebenbei verhandelt der Film messerscharf die gegen Veränderungen resistente griechische Mentalität und das überkommene Männerbild, die Ursachen der Fremdenfeindlichkeit.“ (Rheinischer Merkur) BHV, GÖ, KI

Das Konzert Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009, R: Radu Mihaileanu, D: Alexej Guskow, Dmitri Nazarow

„“Das Konzert“ erzählt vom Comeback eines russischen Komponisten (Alexej Guskow), der vor 30 Jahren von den Kommunisten seines Amtes enthoben wurde und nun in Paris Tschaikowskis elegisches Konzert für Violi(Der Spiegel)ne und Orchester dirigieren soll. Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu (“Zug des Lebens“) lässt eine wüste Bande wodkaseliger Musikanten mit Pauken und Trompeten in die französische Hauptstadt einfallen. Im rasant-rustikalen Stil eines Stehgeigers, dem es nichts ausmacht, wenn er mal den falschen Ton trifft, hetzt Mihaileanu seine Figuren durch eine amüsante Tour de Force ebenso aberwitziger wie sentimentaler Situationen.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HH, HL, KI, LG, OS

L

Das Leben ist zu lang Deutschland 2010, R: Dani Levi, D: Markus Hering, Heino Ferch

„Das Leben ist zu lang“, findet der jüdische Regisseur Alfi Seliger und beschließt daher, den Streit um die Mohammed-Karikaturen als Komödie zu verfilmen, unter dem schönen Titel „Mo-ha-ha-med“. Sehr amüsant geht es zu in der Satire von Dani Levy (“Alles auf Zucker“) über einen wirren Regisseur in der Midlife-Crisis und eine nicht minder wirre Kinobranche in der Dauerkrise. Levy gelingt es sogar, gefürchteten Schreckschrauben des deutschen Films wie Katja Riemann oder Veronica Ferres glanzvolle Auftritte zu verschaffen. Leider geht der Schwung des Films nach einer Stunde etwas verloren, weil sich der Regisseur Levy als Schauspieler unter seine Figuren mischt und reichlich eitel um sich selbst kreist.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Die Legende von Aang (3-D) USA 2010, R: M. Night Shyamalan, D: Jackson Rathbone, Dev Patel

„Seit M. Night Shyamalan mit „The Sixth Sense“ für Furore sorgte, hat er immer wieder die Gefilde des Übersinnlichen erkundet, und selbst Kritiker, die seine mystizistischen Märchen nicht mochten, konnten diesen kaum ihre visuelle Brillanz absprechen. Leider krankt sein neuer Film an der 3-D-Projektion: Zu dunkel sind die opulenten Raumphantasien geraten; der Eindruck sogartiger Tiefe will sich nicht einstellen. Die auf einer Zeichentrickserie beruhende Geschichte um einen mit Wunderkräften ausgestatteten Kampf-Knirps, der seine Welt vor den Machtgelüsten eines fiesen Feuerherrschers retten soll, ist wenig originell.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das letzte Schweigen Deutschland 2009, R: Baran bo Odar, D: Sebastian Blomberg, Wotan Wilke Möhring

„Ein Mädchen wird vergewaltigt und ermordet; der junge passive Mittäter steht dabei und lässt es geschehen. Jahre später ist der Mann ein gutsituierter Familienvater, doch die Vergangenheit holt ihn ein. Ein weiteres Mädchen stirbt, und die örtliche Polizei macht sich an die Ermittlungen. Beachtlich, wie spannend Regisseur und Autor Baran bo Odar die Figuren in seinem Erstlingsfilm zu gestalten weiß, unterstützt von einer Riege versierter Mimen. Etwas unentschlossen zwischen Horror, Thriller und Sozialdrama schwankend, bleibt der Film dennoch ein vielversprechendes Debüt.“ (Rheinischer Merkur) BS, H, HH, OS

Lola Philippinen/Frankreich 2009, R: Brillante Mendoza, D: Anita Linda, Rustica Carpio / Originalfassunfg mit Untertiteln

„Bei einem Raubüberfall wird ein Mann erstochen. Die Großmutter des Opfers, eine Frau aus einem Slum in Manila, versucht, das Geld für eine würdige Beerdigung aufzutreiben, während die Großmutter des Täters, die in ähnlich desolaten Verhältnissen lebt, alles daran setzt, Geld für eine außergerichtliche Einigung mit der Familie des Opfers zu organisieren. Die Kamera heftet sich an die Fersen der beiden alten Frauen und lässt nahezu körperlich an ihrer Mühsal teilhaben. Ein erschütternder Einblick in eine Welt, in der Kategorien wie Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Sühne angesichts existenzieller Not ihren Sinn zu verlieren drohen.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

London Nights Großbritannien 2008, R: Alexis Dos Santos, D: Déborah François, Fernando Tielve

„Der junge Wuschelkopf Axl aus Madrid fährt nach London, um seinen Vater zu finden, der ihn einst in Kindertagen verlassen hat. Leicht findet der lässige Spanier Anschluss und Unterschlupf in einer Lagerhalle, die ein paar coole Künstler im hippen East End besetzt haben. Zu gleichen Zeit verknallt sich die belgische Buchverkäuferin Vera unsterblich in einen Kunden. Regisseur Alexis Dos Santos setzt bei seinem zweiten Spielfilm statt auf Story vor allem auf Atmosphäre, Indie-Soundtrack sowie übercoole Bilder, um sein urbanes Lebensgefühl einer verpeilten Generation von Nachtgestalten zu inszenieren. Während die Figuren mangels Charisma und Charaktermasse eher fahl als faszinierend ausfallen, wirken die holprigen Akteure wie aus einem selbst gestrickten YouTube-Video.“ (Doppelpunkt.de) BS, GÖ, H, HH, KI

M

Mademoiselle Chambon Frankreich 2009, R: Stéphane Brizé, D: Vincent Lindon, Sandrine Kiberlain

„Vincent Lindon und Sandrine Kiberlain spielen die Hauptrollen in einem Beziehungsdrama, in dem es beim Aufbruch ins Unerwartete nicht so sehr auf Worte, sondern auf Gesten, Blicke, Stimmungen ankommt. Hohe Schauspiel- und Inszenierungskunst in einem preisgekrönten Film.“ (tip) H, HB, HH, OL, OS

Mahler auf der Couch Deutschland/Österreich 2010, R: Percy Adlon, D:Johannes Silberschneider, Barbara Romaner

„Gustav Mahler sucht den Rat des Psychotherapeuten Siegmund Freud, nachdem er von der Affäre seiner zwanzig Jahre jüngeren Frau Alma erfahren hat. Originelles Geburtsgeschenk zum 150. Geburtstag des Komponisten, das Zeiten und Stile durcheinander wirbelt, aber in den Szenen des Ehelebens ein wenig betulich wirkt.“ (tip) H, HH

Mammuth Frankreich 2010, R: Benoit Delépine & Gustave de Kervern, D: Gérard Depardieu, Yolande Moreau

„Massig wie ein Mammut sitzt Gérard Depardieu auf einem alten Motorrad und juckelt seiner Vergangenheit nach, denn die Rentenbehörde verlangt Verdienstbestätigungen für das chaotische Arbeitleben des Schlachtergehilfen im Ruhestand. Im Grunde reist Depardieu nur durch die Gegend um alte Freunde und Feinde zu treffen, aber die Rolle passt ihm wie angegossen und so genügt es, wenn die beiden Regisseure Benoit Delépine und Gustave Kervern ihn in skurrile Situationen hineinstellen. Depardieu macht daraus zugleich berührende und hochkomische Minidramen. (hip) GÖ, H, HH, KI

Männer al dente Italien 2010, R: Ferzan Ozpetek, D: Riccardo Scarmacio, Nicole Grimaudo

„„Männer al dente“ handelt von einem süditalienischen Pasta-Fabrikanten und seinen zwei Söhnen, die zwei Dinge gemein haben: ihren völlig intoleranten Vater und eine Vorliebe für andere Männer. Regisseur Ferzan Ozpetek mischt munter die Genres, die Schwulenkomödie mit dem Familiendrama, würzt die bisweilen etwas fade Handlung mit deftigem Humor und einer Prise Schwermut nach und schmeckt das Ganze für heterosexuelle Zuschauer mit einer scharfen langbeinigen weiblichen Schönheit ab. Ein leicht bekömmlicher Film, durchaus angenehm in diesen Sommertagen, aber bereits komplett verdaut, sobald man das Kino verlässt.“ (Der Spiegel) FL, KI, LG

Männer im Wasser Schweden/Dänemark 2010, R: Måns Herngren, D: Maria Langhammer, Eric Bolin

„Diese schwedische Komödie erinnert an den britischen Erfolgsfilm „Ganz oder gar nicht“: Auch hier geht es um vom Schicksal gebeutelte normale Männer, die um Anerkennung ringen und dabei auf eine unorthodoxe Idee kommen. Was im britischen Film eine Striptease-Show war, ist hier das Synchronschwimmen: Frederik (Jonas Inde) überredet seine Kumpels, sich mit ihm aufs Terrain des Frauensports vorzuwagen, um an einer Meisterschaft teilnehmen zu können. Ein vergnügliches Plädoyer für Toleranz und Freundschaft, das mit seinen brillanten Schauspielern geschickt die Balance zwischen Unterhaltung und persönlich-sozialen Konflikten hält.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Männertrip USA 2010, R: Nicholas Stoller, D: Russell Brand, Rose Byrne

„Körper-, Sex-, Kotz- und Drogen-Gags zuhauf während einer Reise von London nach Los Angeles. Ein Ex-Star wird zum Comeback-Konzert eskortiert und nichts läuft dabei nach Plan. Eine tolle Ekel-Komödie aus dem Pop-Business, die davon erzählt, wie es ein überforderter Fan schafft, sein exaltiertes Idol auszuhalten.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Marianne Deutschland/Frankreich 1954, R: Julien Duvivier, D: Marianne Hold, Horst Buchholz

„Duviviers Verfilmung der Novelle „Schmerzliches Arkadien“ ist eine etwas wirre, dabei aber reizvolle Ausdeutung einer zeitlos erscheinenden Schülerliebe, angesiedelt in der Zone zwischen Wirklichkeit und Traum. Vollgepackt mit bildlichen Symbolen und psychoanalytischen Andeutungen, die die Erschließung der eigentlichen Handlung erschweren, stellt sich der wunderbar fotografierte Film als poesievolles Märchen dar, dessen Aussage mitunter in bedeutungsschwerem Kitsch untergeht.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Marmaduke USA 2010, R: Tom Dey, D: Lee Pace, Judy Greer

„Eine permanent quasselnde dänische Dogge ist der Star dieses „tierischen Vergnügens“: Nach dem Umzug ihrer Familie in die Großstadt muss sie sich dort behaupten und neue Freunde finden. Dabei füllt der Film seine 88 Minuten mit Nichts, was man nicht schon einmal gesehen hätte.“ (tip) H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

Mary & Max – oder: Schrumpfen Schafe, wenn es regnet? Australien 2009, R: Adam Elliot

„Da sie niemanden hat, der ihr auf ihre Fragen Antwort geben will, sucht sich eine Achtjährige aus Melbourne eine Telefonnummer aus New York heraus, ermittelt die Adresse des Teilnehmers und schreibt ihm einen Brief. Der 44-jährige Adressat, der an einer schweren Form von Autismus krankt, erleidet zunächst einen Nervenzusammenbruch, entschließt sich dann aber zu einer Antwort. Daraus entwickelt sich ein ebenso berührender wie tiefsinniger Briefwechsel, der durch beider Leidenschaft für Süßigkeiten beflügelt wird. Eine liebevoll gestaltete Puppen-Animation, die in heiterer Form schwere Themen anspricht; er lässt seine Figuren über Fresssucht, Alkoholismus, Einsamkeit und Behinderungen nachdenken, ohne in Trübsal abzudriften.“ (filmdienst) BS, H, HH, KI, OL

Me Too - Wer will schon normal sein? Spanien 2009, R: Antonio Naharro, Alvaro Pastor, D: Lola Duenas, Pablo Pineda

„“Me Too“ erzählt hinreißend von einer unmöglichen Liebe. Daniel , ein 34-jähriger Mann mit Down-Syndrom, findet nach seinem Psychologiestudium auf dem Sozialamt Arbeit und versucht, das Herz seiner Arbeitskollegin Laura zu erobern, die einen Kopf größer ist als er und zunächst wenig für ihn übrig hat. Dem spanischen Regie-Duo Antonio Naharro und Álvaro Pastor ist ein so lakonischer wie zartfühlender Film gelungen, bei dem man bald vergisst, dass der Held behindert ist. Daniel ist lässig, witzig und klug. Umso härter für ihn - und den Zuschauer -, dass ihn fremde Menschen ständig wie ein Kind behandeln. Umso beglückender aber, wenn Laura irgendwann den Mann in ihm erkennt.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL

Micmacs - Uns gehört Paris! Frankreich 2009, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Dany Boon, André Dussollier

„Eine Fülle von überschäumenden Ideen, eine großartige Hommage an das klassische Genre der Gangsterdramen und Gaunerkomödien, ironisch, witzig, turbulent und mit der Leichtigkeit eines Varietés inszeniert – das alles findet man in dieser vergnüglichen Komödie aus Frankreich. Ernste Themen wie Waffenhandel und das Problem Obdachloser werden hier zu einer Geschichte verarbeitet, die man normalerweise kaum für den Stoff einer Gaunerkomödie halten könnte. Doch der Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der unter anderem „Delicatessen“ gedreht hat – er zitiert sich mit einer Szene daraus in „Micmacs“ übrigens selbst - geht mit einer solch grandiosen Unverfrorenheit ans Werk, dass seine Geschichte von der Obdachenlosengemeinschaft, die auszieht, zwei üblen Waffenhändlern das Handwerk zu legen, sehr elegant auf dem schmalen Grad zwischen Ernst und Burleske balanciert, ohne abzustürzen.“ (fbw) BHV, H, HH, OS

Moon Großbritannien 2009, R: Duncan Jones, D: Sam Rockwell, Dominique McElligott

„Ein Astronaut, der allein eine vollautomatisierte Tagebau-Anlage auf dem Mond betreut, beginnt, sich gegen die Anweisungen seiner Firma und des Bordcomputers zu wehren. Dabei entdeckt er, dass er doch nicht ganz alleine ist, als er einem merkwürdigen Doppelgänger begegnet. Kammerspielartiges Science-Fiction-Drama, das mit Referenzen an Klassiker eine spannungsreiche Assoziationskette um Frage nach Einzigartigkeit und Originalität in Gang setzt, ohne jedoch die philosophischen Tiefendimensionen der Vorbilder anzustreben. Ein ruhig erzählter, vor allem formal überzeugender Genrefilm.“ (filmdienst) KI

N

Neukölln Unlimited Deutschland 2010, R: Agostino Imondi, Dietmar Bratsch

„Bei ihrem Porträt der aus dem Libanon stammenden, siebenköpfigen Neuköllner Familie Akkouch konzentrieren sich die beiden Regisseure Agostino Imondi und Dietmar Bratsch vor allem auf das Geschwister-Trio Hassan, 18, Lial, 19, und Maradona, 14. Im Gegensatz zu den allgegenwärtig kursierenden Klischees von integrationsunwilligen, kriminellen arabischen Großfamilien erlebt der Zuschauer sehr verantwortungsvolle, disziplinierte und künstlerisch aktive Menschen, die sich trotz ihrer schwierigen Lage - sie sind seit rund 16 Jahren in Berlin nur geduldet - ihre Würde bewahrt haben.“ (tip) H

Novemberkind Deutschland 2008, R: Christian Schwochow, D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes

„Die Geschichte einer jungen Frau in einem mecklenburgischen Dorf, die durch die Nachforschungen eines aus dem Westen angereisten Literaturprofessors die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Großartig besetzt und klug erzählt, verdichtet sich die schmerzhafte Suche nach Schuld und Verständnis zu einer Reise in die deutsch-deutsche Befindlichkeit knapp 20 Jahre nach Mauerfall. Anna Maria Mühe brilliert in einer Doppelrolle.“ (tip) HB

00-Schneider - Jagd auf Nihil Baxter Deutschland 1994, R (?): Helge Schneider, D: Helge Schneider und seine Kumpel

Das Schlimmste, was man über einen Film von Helge Schneider sagen kann, ist wohl, dass er „gar nicht so schlecht“ sei. Jeder Verriss bestätigt nur Schneiders Konzept des absichtlich schwachsinnigen Kinos, und der Kritiker von „TV Today“ hat daraus die kluge Konsequenz gezogen, dem Film das Prädikat „nicht zu bewerten“ zu verleihen. (hip) HH

O

Oh Fortuna Deutschland 2010; R: Johannes Klais, D: Christian Tack, Philipp Frey

„Der Fußballplatz eines Amateurvereins soll einem Parkplatz weichen. Doch der Spekulant hat die Rechnung ohne den Platzwart und die Spieler gemacht. Eine Liebeserklärung ans Ruhrgebiet mit jeder Menge Herz, Flaschenbier, Dortmunder Lokalkolorit und echten „Fressen“.“ (3001-kino) HH

P

Pianomania Österreich/Deutschland 2009, R: Lilian Franck, Robert Cibis

„Dokumentarfilm über den Wiener Klavierstimmer Stefan Knüpfer, der dafür sorgt, dass die Instrumente den Anforderungen internationaler Star-Pianisten genügen. Mit Liebe zum Detail widmet sich der Film in langen Einstellungen dem „Innenleben“ der Instrumente und der Arbeit des Stimmers. Ein faszinierender Einblick in einen verborgenen Aspekt der Musikwelt, der für die Brillanz der großen Pianisten unabdingbar ist.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, KI

Pippa Lee USA 2009, R: Rebecca Miller, Robin Wrigth, Mike Binder

„Midlife-Krise im komfortablem Vorstadtheim: Pippa Lee, Ende Vierzig, sucht nach etwas anderem als dem Leben einer braven Hausfrau und Mutter. Autorin und Regisseurin Rebecca Miller verfilmte ihren eigenen Erfolgsroman mit ansprechender Starbesetzung, kann aber nicht verhindern, dass man die Hausfrauen-Pippa mit ihrem in Rückblenden vorgestellten orientierungslosen jüngeren Ich nie so recht zusammenbekommt. Vermutlich klang die Geschichte auf Papier besser.“ (tip) H

Play Your Own Thing - Eine Geschichte des Jazz in Europa Deutschland/Dänemark/Schweiz/Norwegen/Finnland 2006, R: Julian Benedikt

“In seinem dritten Film über Jazz richtet Julian Benedikt seinen Blick auf Europa. Ein weites Feld, wie sich zeigt; entsprechend prall gefüllt ist der Film mit Konzertszenen, Archivbildern und Interviews mit Größen wie Juliette Gréco, Albert Mangelsdorff oder Palle Mikkelborg. Leichter als mit Worten überträgt sich die Faszination am Jazz allerdings oft angesichts der Musiker in Aktion - in Gestalt von bizarren Freejazz-Improvisationen bis hin zur Live-Sessions im DDR-Fernsehen.“ (tip) HH

R

Rammbock Deutschland 2010, R: Marvin Kren, D: Michael Fuith, Theo Trebs

„Auf der Suche nach seiner Ex erlebt Michael in einem Berliner Wohnhaus den Ausbruch einer Zombie-Epidemie. Die Studie menschlichen Verhaltens im Angesicht der Apokalypse entstand für die ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“, konterkariert ihren lo-benswert „realistischen“ Grundton aber mit lakonischem Humor.“ (Cinema) HH

Robinson soll nicht sterben Deutschland 1956, R: Josef von Baky, D: Romy Schneider, Horst Buchholz

„Kinder aus den Armenvierteln Londons organisieren Hilfe für Daniel Defoe 1660-1731, den betagten und in Not geratenen Autor ihres Lieblingsbuchs „Robinson Crusoe“. Keine historische Biografie, aber warmherzige, munter inszenierte und gespielte Unterhaltung.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH

Rocksteady - The Roots of Reggae Schweiz/Kanada 2009, R: Stascha Bader

„Dokumentarfilm auf den Spuren des Rocksteady, jener jamaikanischen Musikrichtung zwischen Ska und Reggae, in der sich die optimistische Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre niedergeschlagen hat. Im Gespräch mit betagten Musikern und an historischen Orten spiegelt das farbenfrohe Filmporträt die in der Musik fortlebende Hoffnung auf bessere Zeiten. Eine ebenso kraftvolle wie einfühlsame Hommage, die mühelos zwischen Erinnerungsbildern, Konzerten und der ungehemmten Fröhlichkeit Jamaikas wechselt, dabei freilich die bedrängende soziale Situation des Landes weitgehend ausspart.“ (filmdienst) H

Rückkehr ans Meer Frankreich 2009, R: François Ozon, D: Isabelle Carré, Louis-Ronan Choisy

„Sie nennt sich Mousse, sie ist jung und schön, aber auch drogensüchtig und schwanger, und eines Morgens, als sie aus dem Rausch auftaucht, liegt ihr Gefährte tot neben ihr. Mousse bricht mit großbürgerlicher Pariser Herkunft und Drogenszene, sie verkriecht sich in einem Ferienhaus am Meer: radikaler Entzug, Trauerarbeit, Schwangerschaft und der Versuch eines anderen Lebens. Alle paar Jahre, so scheint es, kehrt der Filmemacher François Ozon, 42, zwischen aufwendigen Projekten ans Meer zurück, um sich auf einfachste filmische Formen des Erzählens von Leben und Tod zu besinnen. Diesmal hat er die bei den Dreharbeiten tatsächlich schwangere Schauspielerin Isabelle Carré den Gang der Arbeit mitbestimmen lassen. Das Ergebnis bleibt skizzenhaft, leicht improvisiert, voll überraschender Spontaneität, doch etwas zu klein und privat.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, KI, OL

S

Salt USA 2010, R: Phillip Noyce, D: Angelina Jolie, Liev Schreiber

„Die CIA-Agentin Evelyn Salt wird von einem Überläufer bezichtigt, eine russische Schläferin zu sein. Sie flieht - und wird tätig. Eine Verfolgungsszene jagt die nächste, die Gejagte wird zur Jägerin und man weiß immer weniger, wer auf welcher Seite steht. Elegant inszenierter, actionreicher Agententhriller mit einer großartigen Angelina Jolie.“ (tip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu

„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) FL, HH

Step Up 3D USA 2010, R: Jon Chu, D: Sharni Vinson, Rick Malambri

„Eine Jugendbande, die in einem alten Lagerhaus solidarisch zusammen lebt, muss ein Tanzturnier gewinnen, um Mietrückstände bezahlen zu können. Dabei treten sie gegen eine verfeindete Gang an. Ein unterhaltsamer Jugendfilm mit Reminiszenzen ans klassische Filmmusical. Die in 3D bestens zur Geltung kommenden, zwischen Breakdance, Martial Arts und modernem Ausdruckstanz oszillierenden Tanzszenen stehen mit ihrer pointierten Mehrdimensionalität allerdings in denkbar großem Kontrast zur flachen Handlung.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

T

The Doors – When You’re Strange USA 2010, R: Tom DiCillo

„Dokumentation, die sich mit Archivmaterial und penetranter Erzähl-/Kommentar-Stimme aus dem Off chronologisch an der Karriere der amerikanischen Rockband The Doors abarbeitet. Doch letztlich weiß der Film über die Musiker um den charismatischen Sänger Jim Morrison nur wenig Neues zu vermelden, und die Musik spielt hier bedauerlicherweise nur die zweite Geige. Solide und langweilig.“ (tip) H, OS, SN

The Expendables USA 2010, R: Sylvester Stallone, D: Sylvester Stallone, Jason Statham

„Unter Führung eines alternden Haudegens soll ein Söldnertrupp einen lateinamerikanischen Inselstaat von einem grausamen Diktator befreien. Der entpuppt sich allerdings lediglich als Handlanger weitaus gefährlicherer Machthaber, weshalb die Mission immer blutiger wird. Als Referenz ans Actionkino der 1980er-Jahre intendierter Film, der unentschlossen zwischen augenzwinkernden B-Movie-Anspielungen und drastischen Gewaltdarstellungen changiert. Die direkte Art der Genrevorbilder wird durch eine aufgepfropft wirkende Reflexionsebene zudem unterwandert.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Toy Story 3 USA 2010, R:Lee Unkrich

„Toy Story 3 ist ein superber Animationsfilm geworden, bei dem man beinahe nichts bemängeln kann - ausser vielleicht die Szenen, in denen Barbie und Ken vorkommen. Die Pixarleute haben einen Film geschaffen, der nie langweilig ist und gegen Schluss dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben wird. Die Macher selbst lieben die Figuren ebenso wie das Publikum, weshalb sie ihnen am Ende fünf der schönsten Minuten in der Animationsgeschichte schenken. Es ist ein gefühlsvoller Abschluss der Reihe, welche nun keinen weiteren Teil mehr braucht.“ (outnow) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

V

Vergebung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Michael Nyqvist, Noomi Rapace

„Abschluss der auf einer Roman-Trilogie beruhenden Krimi-Reihe um einen Journalisten und eine Detektivin, die einem in hohen Gesellschaftskreisen verorteten Sumpf aus Gewalt, Korruption und Menschenverachtung auf der Spur sind. Ihr Versuch, die Schuldigen dingfest zu machen, kulminiert in einem Justiz-Drama. Spannender Thriller mit charismatischen Figuren, einer stimmungsvoll-düsteren Bildsprache und einer glaubwürdig entwickelten Handlung. Obendrein kratzt der Film an den Verdrängungsmechanismen sowie dem latenten Gewaltpotenzial einer puritanisch-repressiven Wohlstandsgesellschaft.“ (filmdienst) HH

Verlobung auf Umwegen USA/Irland 2010, R: Anand Tucker, D: Amy Adams, Matthew Goode

„Um ihrem Freund einen Heiratsantrag zu machen, folgt ihm eine etwas überspannte New Yorkerin nach Irland. Doch der Weg ist beschwerlich und ihr Reiseführer eher ruppig. Trotz altmodischer Prämisse und formelhaftem Plot überraschend charmant, die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt.“ (tip)BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Verrückt nach dir USA 2010, R: Nanette Burstein, D: Drew Barrymore, Justin Long

„Die romantische Komödie ist das Spielfilmdebüt der Dokumentarfilmerin Nanette Burstein, die 1999 eine Oscar-Nominierung für das unkonventionelle Boxerporträt „On the Ropes“ erhielt. Aus der im Grunde simplen Story lässt Burstein ein fröhliches Liebeschaos entstehen. Der Humor ist mal frech, mal trocken, der stereotype Hollywood-Liebesschwulst wird zwischendurch gar lustvoll auf die Schippe genommen. Justin Long darf sein wohlgeformtes Hinterteil vorzeigen, Drew Barrymore ist für die Anforderungen der Rolle vielleicht schon etwas zu alt, aber die Chemie zwischen beiden stimmt. „Verrückt nach dir“: ein Film von ansteckend guter Laune.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Versailles Frankreich 2008, R: Pierre Schoeller, D: Guillaume Depardieu, Judith Chemla

„Es gibt so viele Gründe, auf der Straße zu leben, wie es Obdachlose gibt. Pierre Schoellers sorgsam recherchierter und glänzend besetzter Film handelt von Figuren, die aus der Gesellschaft verstoßen wurden oder ihr aus Verzweiflung oder Zorn den Rücken zugekehrt haben. Er verschweigt das Scheitern des sozialen Netzes nicht, aber gibt der Aussichtslosigkeit dennoch nicht das letzte Wort.“ (tip) H

Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth

„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) HH, KI, SN

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) HH, HL

Wendy and Lucy USA 2008, R: Kelly Reichardt, D: Michelle Williams, Walter Dalton / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine junge Frau strandet auf dem Weg nach Alaska in einer Stadt in Oregon. Als sie wegen Ladendiebstahls verhaftet wird, geht ihre geliebte Hündin verloren und beginnt, wieder auf freiem Fuß, eine verzweifelte Suche. Ein leises Drama, dessen zurückhaltende, realistische Inszenierung weder um Mitleid für ihre Figur buhlt noch aufdringlich als sozialer Appell daherkommt, stattdessen entwirft der Film umso glaubwürdiger und intensiver die Tragödie einer Frau, die aus sozialen und zwischenmenschlichen Netzen herauszufallen droht. Indirekt wirft der meisterliche Film dabei auch Fragen nach gegenseitiger Verantwortung auf.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die wilde Farm Frankreich/Deutschland 2009, R: Dominique Garing, Frédéric Goupil

„Anrührend altmodischer Tierfilm über einen Bauernhof, der den Respekt vor seinen gefiederten oder behaarten Protagonisten in handwerkliche Sorgfalt kleidet, die bei jeder Einstellung die Einfühlung ins Tier voraussetzt. Ein echter Aufklärungsfilm, nicht nur für Stadtkinder.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, LG, OL, OS

Women without Men Deutschland/Österreich/Frankreich 2009, R: Shirin Neshat, Shoja Azari, D: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad

„Demonstranten ziehen durch die Straßen von Teheran: Im Sommer 1953 wurde der erste demokratische Präsident Persiens durch einen von den USA unterstützten Staatsstreich gestürzt. Vor diesem politischen Hintergrund (Cinema)erzählt die iranische Filmemacherin Shirin Neshat von vier Frauen, deren Lebenswege sich in einem mystischen Garten am Rande der Stadt kreuzen. Der assoziative Erzählfluss und die meditativen, traumverlorenen Bilder erinnern an eine längst untergegangene Kinoepoche. In den 80er- Jahren schufen europäische Filmemacher wie der Russe Andrej Tarkowskij (“Opfer“) oder die italienischen Brüder Taviani (“Padre Padrone“) mit ihren suggestiven und schwermütigen Visionen ein Gegengewicht zum Mainstream-Kino aus Hollywood. „Women Without Men“, der beim Festival in Venedig den Regiepreis erhielt, ist ein visuelles Ereignis, das unsere Sehgewohnheiten nachhaltig erschüttert.“ (Cinema) HB, HH, OL

Z

Zarte Parasiten Deutschland 2009, R: Christian Becker, Oliver Schwabe, D: Robert Stadlober, Sylvester Groth

„Ein junges Paar, das abseits gesellschaftlicher Strukturen in einem Wald lebt, beschafft sich seinen Lebensunterhalt als emotionale Tröster für Menschen, die Zuspruch und menschliche Nähe vermissen. Als sich der junge Mann bei einem Ehepaar, dem er den verstorbenen Sohn ersetzt, heimisch zu fühlen beginnt, gerät das fragile Lebenskonzept aus den Fugen. Ein Drama, das die Lebensumstände seiner Figuren allzu sehr im Vagen belässt, wodurch der Film an Sinnlichkeit und Glaubwürdigkeit verliert. Auch vermögen die Darsteller die ganz auf Psychologisierung angelegte Handlung nur bedingt zu tragen.“ (filmdienst) HH

Zwischen uns das Paradies Bosnien/Deutschland 2009, R: Jasmila Zbanic, D: Zrinka Cvitesic, Leon Lucev

„„Zwischen uns das Paradies“ zeigt, wie religiöser Fanatismus eine Familie zu zerstören droht. Die Stewardess Luna und der Fluglotse Amar leben in Sarajevo, der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas. Sie wünschen sich ein Kind. Als Amar wegen Trunkenheit seinen Job verliert, gerät er in eine Lebenskrise. Hilfe findet er ausgerechnet bei einem Bekannten, der dem traditionell weltlichen Lebensstil bosnischer Muslime abgeschworen hat und nun den radikalen Regeln der Wahhabiten folgt, einer in Saudi-Arabien geprägten, dogmatischen Lehre des Islam. Tatsächlich sind die Wahhabiten in Bosnien seit Jahren auf dem Vormarsch. Umso erstaunlicher, dass die bosnische Regisseurin Jasmila einige Szenen in der König-Fahd-Moschee von Sarajevo drehen durfte, gebaut mit freundlicher Unterstützung der Saudis. Jasmila, die für ihr Spielfilmdebüt „Esmas Geheimnis“ bei der Berlinale 2006 den Goldenen Bären gewann, ist erneut ein politisch hochbrisantes Familiendrama gelungen - keine plumpe Anti-Islam-Polemik, sondern eine spannende Reise in eine sehr fremde Welt.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH