Große Klassen machen Schule

Bürgerschaft debattiert über Grundschulen: Überfüllte Klassen, schlechte Sprachförderung und das Ausbluten der Ganztagsschulen belegen für Rot-Grün das Versagen der Schulsenatorin

von MARCO CARINI

Die Debatte kam rechtzeitig zum neuen Schuljahr auf die Tagesordnung. Hamburgs Grundschulsystem stand gestern im Fokus der Bürgerschaft – die SPD hatte zwei Anträge zur Verbesserung der Sprachförderung und zur Beibehaltung der bisherigen Finanzierung der Ganztagsgrundschulen in das Hamburger Parlament eingebracht.

Drei Probleme beschäftigten die Redner der rot-grünen Opposition: In 115 der 487 ersten Klassen drängeln sich mehr als 28 Kinder. „Seit dem Amtsantritt der Schulsenatorin hat sich die Zahl der so überfüllten Klassen verdreifacht“, beklagte der SPD–Schulexperte Wilfried Buss. Seine Partei tritt dafür ein, in „den benachteiligten Vierteln“ die Klassenstärke auf 24 Kinder zu begrenzen.

Ein weiteres Problem sehen SPD und GAL beim Sprachförderunterricht. Hier sei in den vergangenen Jahren immer weiter gekürzt worden. Bei der Sprachförderung sei „unendlich viel Mist gemacht worden“, erklärte die GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch, während die SPD-Abgeordnete Luisa Fiedler dem Senat vorwarf, in einem sinnlosen „Umverteilungskarussell“ allein zum gerade begonnenen Schuljahr noch einmal bei 175 Schulen die Sprachfördermittel teilweise erheblich gekürzt zu haben.

Das dritte Problem stellt für die Opposition die beschlossene Kürzung für die Nachmittagsangebote von Grundschulen um 60 Prozent innerhalb von vier Jahren dar. SPD und GAL waren sich einig, dass dieser Kahlschlag nicht ohne eine drastische „Absenkung der pädagogischen Qualität“ zu haben sei.

Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig verteidigte unter Applaus der CDU-Fraktion ihre Maßnahmen. Die knappen Mittel würden nun zielgerichteter eingesetzt, besonders die Angebote von Schulen in sozial schwachen Stadtteilen ausgebaut. Die Einrichtung von 15 neuen Ganztagsschulen seit Amtsantritt von Ole von Beust sei zudem ein großer Erfolg. Während Rot-Grün früher einfach „möglichst viel Geld in das System Schule gepumpt“ habe, werde heute zielgerichtet da gefördert, wo die Mittel am dringendsten benötigt würden.

Mit der Reduzierung der Ganztagsschulfinanzierung komme der Senat nur „einer Forderung des Rechnungshofes nach“, verteidigte der CDU-Schulexperte Robert Heinemann die Kürzungen. Der Rechnungshof hatte gefordert, für die Nachmittagsbetreuung der Kinder statt auf teure Lehrer verstärkt auf billige Honorarkräfte zu setzen.