KARGE RÜCKKEHR
: Aus dem Nichts

Nils Schuhmacher

Ein Merkmal von Newcomern besteht bekanntlich darin, dass sie aus dem Nichts kommen, wo sie geboren wurden, sich dann irgendwie, und meist recht unspektakulär, durch die allgemeine Aufmerksamkeitsökonomie hindurchgearbeitet haben, um am Ende dann ihrerseits (nämlich biografisch) durchgearbeitet zu werden. Man will ja auch mal wissen, in welchen Gefilden und unter welchen Bedingungen irgendein heißer Scheiß entstanden ist.

Die Erfahrung aber zeigt: In der Regel kann man nur einmal aus dem Nichts kommen. Zwar verschwinden einige in einem Nichts, um dann erneut aufzutauchen – die neuen Erzeugnisse, die sie dann mitbringen, sind in ihrem Charakter jedoch entweder steinalt oder interessieren nur die Angehörigen ihrer Generation plus ein paar Freaks.

Anders bei Neneh Cherry (Mi, 5. 3., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich). Die Schwedin tauchte nach einem kurzen Ausflug in die Londoner Punk-Szene Ende der 1980er-Jahre auf der Bildfläche auf, genau genommen am Rande der ersten großen Hip-Hop-Welle, auf der sie sehr deutlich als Spezialfall mitritt. Ihre großen Hits führen etwas aufs Glatteis. Dass das kein klassischer Rap war, konnte man hören, aber auf Disco getrimmter Popmainstream war es nun auch nicht. Um die Breite der Einflüsse zu hören, musste man lediglich auf die Vorgängerbands zugreifen oder später – dazu gehörte dann aber bereits detektivischer Elan – die (Free-Jazz-)Projekte finden, an denen sie Anfang des Jahrtausends beteiligt war.

Wie dem auch sei, die 18 Jahre währende Funkstille ist mit dem nun zur Veröffentlichung anstehenden vierten Soloalbum vorbei. Und Neneh Cherry hat sich und vielen anderen den Gefallen getan, etwaig vorhandene Erwartungen schön zu enttäuschen. Eine karge, in der Tendenz düstere, zwischen Soul und Trip-Hop angesiedelte Platte ist das geworden. Die ersten Fragen, unter welchen Bedingungen das nun entstanden ist, sind übrigens auch schon aufgetaucht.