„Wie im Irak“

Nachdem sie zwei TV-Journalisten von „Fox News“ im Gaza-Streifen entführt haben, fordern die palästinensischen „Brigaden des Heiligen Dschihad“ die Freilassung von Muslimen in den USA

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Die Entführer der beiden Fernsehjournalisten Steve Centanni und Olaf Wiig, die seit vorvergangenem Montag im Gaza-Streifen vermisst sind, haben sich mit einem Ultimatum an die Öffentlichkeit gewandt. Bis zum heutigen Freitag sollen die „in den USA inhaftierten Muslime“ auf freien Fuß kommen, so die vage Forderung. Offen bleibt, was mit den Geiseln passiert, wenn das Ultimatum verstreicht, ohne dass die USA die Bedingungen erfüllen. Das Weiße Haus lehnt Verhandlungen ab.

Die bisher unbekannte palästinensische Gruppe „Brigaden des Heiligen Dschihad“ veröffentlichte am Mittwoch ein kurzes Videoband, das den 60-jährigen US-Reporter Steve Centanni und den 36-jährigen neuseeländischen Kameramann Olaf Wiig in guter Verfassung zeigt. Die Männer waren im Auftrag des US-Nachrichtensenders „Fox News“ in Gaza unterwegs, als sie im Zentrum der Stadt Gaza aus ihrem Auto geholt und in das Fahrzeug der Entführer gezwungen wurden. „Fox News“ stand wiederholt wegen seiner proisraelischen Berichterstattung in der Kritik – möglich, dass die beiden gezielt entführt wurden.

Damit hätten Entführungen in Palästina eine neue Qualität erreicht – wurden die Opfer doch bislang willkürlich gewählt. In der Regel gingen die Geiselnahmen nach Intervention der palästinensischen Behörden innerhalb weniger Stunden glimpflich über die Bühne. Die Entführung von Wiig und Centanni unterscheidet sich vor allem durch die Dauer. Die Methode, eine Videoaufnahme anzufertigen, und auch der Ton der Entführer auf dem Band, sei, so schreibt die liberale Tageszeitung Ha’aretz gestern, „mit dem von Entführern im Irak vergleichbar“.

Die Bemühungen von Palästinenserpräsident Abbas und Premierminister Hanijeh um die Journalisten blieben vorläufig ohne Ergebnis. Anita McNaught, Ehefrau von Olaf Wiig, wandte sich wiederholt in Appellen an die Entführer: Die Männer „waren freiwillig hier und arbeiten sehr hart, um die Geschichte der Palästinenser an eine breite Öffentlichkeit zu bringen“. Schon kurz nach der Entführung solidarisierten sich rund 30 palästinensische Journalisten mit ihren Kollegen. Auf Schriftbändern forderten sie: „Nein zur Entführung von Journalisten. Ja zur Pressefreiheit.“ Ihr Protest ist nicht ganz uneigennützig. Viele arbeiten als Übersetzer, Kameraleute oder Fahrer für ausländische Medien.