Millionen für Taschengeld

RÜCKSCHRITT Banker kassieren wieder

Nie wieder! Nach der Börsen- und Finanzkrise von 2008 erließ die EU eine klare Regel gegen eine mächtige Lobby: Die Erfolgsprämien – kurz Boni – wurden auf maximal das Doppelte des Festgehalts begrenzt, nur bei Banken. Das sollte verhindern, dass Banker zu sehr für kurzfristige Erfolge belohnt werden.

Eigentlich ein Fortschritt also. Der Protest der Bankenlobby („Die Talente wandern ab!“) half nichts. Für die in diesen Wochen vorgelegten Bilanzen des Jahres 2013 greift die Regel zum ersten Mal.

Nun wird klar, wie die Banker die Vorschrift umgehen: mit Frechheit. Allen voran die Großbank HSBC mit Sitz in London und vielen Niederlassungen in Asien. Das Geschäft lief gut 2013, außerdem wurden 40.000 von knapp 300.000 Leuten entlassen, 13 Milliarden Euro betrug der Gewinn. Vorstandschef Stuart Gulliver soll also angemessener entlohnt werden, als die EU erlaubt, und bekommt daher nun auf das Gehalt noch eine „Fixed allowance“ obendrauf.

Allowance bedeutet im Englischen allerhand, von Rabatt über Spesen bis zu Taschengeld. Jedenfalls liegt die Allowance von Stuart Gulliver bei 1,7 Millionen Pfund, was ein Taschengeld von etwa 32.000 Pfund die Woche ausmacht. Sein Mindestgehalt steigt dadurch auf 4,2 Millionen, inklusive des Bonus landet er bei 8 Millionen Pfund, also knapp 10 Millionen Euro.

Seine Topleute erhalten auch Allowances, insgesamt bekommen 239 der HSBC-Mitarbeiter mehr als eine Million Pfund für das Jahr 2013, zitiert der britische Guardian aus dem Jahresbericht der Bank.

Bei anderen Banken werden ebenfalls Millionen verdient. Oft wie vor dem Finanzcrash. Am irrsten ist dabei der Fall der Royal Bank of Scotland (RBS): Seit dem Jahr 2008 hat sie kontinuierlich Minus gemacht, ist inzwischen zu 80 Prozent im Besitz des britischen Staats, weil der mit 45 Milliarden Pfund aushelfen musste. Trotz all dem, so die Mitteilung vom Donnerstag: Für das Jahr 2013 gibt es 576 Millionen Pfund Boni für die Belegschaft. „Ich muss die Leute fair bezahlen“, so RBS-Chef Rob McEwan. Immerhin: Er hat auf den eigenen Bonus verzichtet. REINER METZGER