AUF WOHNUNGSSUCHE (2): Firma Feinschliff
„Wie ärgerlich!“, sagte der Parkettleger und lachte. Er hatte sich eine heißes Wannenbad gegönnt am Nachmittag, dann aber beschlossen, dass es das irgendwie nicht ist. „Da lass ich ne halbe Stunde lang Wasser ein, sitze fünf Minuten drin und das war’s dann! Viel zu heiß das Wasser! Und überhaupt, was macht man in so einer Wanne?“
Der Mann schien vom anderen Stern zu sein, nicht nur seiner Verweigerung der besten Entspannungstechnik wegen, sondern auch wegen seiner Lache, die jetzt wieder einsetzte und aus lauter stimmlosen Obstruenten bestand. Jedenfalls, die Wanne komme bald raus, die komme weg. Die Kinder brauchen die auch nicht, die sind aus der Wannenphase raus. Ah, machte ich. Und schüttelte den Kopf.
Für mich ist eine Badewanne Pflichtbestandteil einer künftigen Wohnung. Obwohl die anwesenden Freunde mir geraten haben, eventuell auf sie zu verzichten. Wenn ich so schnell eine günstige Wohnung finden wolle, und zwar möglichst in Neukölln, dann müsse ich Abstriche machen! Badewanne und Balkon eben nicht! Wenn ich denn überhaupt so schnell eine neue Wohnung finde! Die nicht eben im märkischen Kreis liegt. Ja, sagte ich. Die Badewanne ist aber der perfekte Rückzugsraum, eine Oase der Entspannung und Quell der meisten Textideen. Schaumbäder der Liebe! Naserümpfen. Textideen. Hmpf.
Der Parkettleger, der uns einfach angesprochen hatte, obwohl wir nicht angesprochen werden wollten, hatte mich eh für einen Architekten gehalten. Bis auf seine Lache und der Sache mit der Wanne hatte er sich aber als sehr nett entpuppt. Leider hatte ich dann aber vergessen, ihn zu fragen, ob er von einer freien Wohnung wisse. Hätte er bestimmt gewusst. Den Namen seiner Firma habe ich mir aber immerhin gemerkt. Sie heißt „Feinschliff“. Oder so.RENÉ HAMANN
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