falsches foto
: Die obersten Gebote

Die „Achtung der Wahrheit“ und die „wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit“ zählen laut Pressekodex zu den obersten Geboten im Journalismus. Das gilt auch für Fotografen. Zu Recht wurde kürzlich ein libanesischer Fotograf gefeuert, weil er sein Foto von einem israelischen Bombenangriff auf Beirut mit dem PC aufgemotzt hatte. In seiner Version waren die Wolken dunkler, der Schaden größer. Kurzum: Das Foto war eine Lüge. Wie jenes, das uns jetzt von der Kölner Terror-Razzia untergejubelt wurde. Mit einem Unterschied: Hier pfuschte nicht der Fotograf. Sondern das Motiv.

KOMMENTAR VON BORIS R. ROSENKRANZ

Nebenbei: Fotograf sein oder Kameramann ist schrecklich. Der Job besteht großenteils aus Warten. Auf Politiker. Auf Tore. Auf Promis. Und letztlich auf das perfekte Motiv, das noch kein anderer im Kasten hat. Auch vor dem Haus in Köln lauerten Fotografen, während drinnen die Polizei die Bombenwohnung durchwühlte. Dabei standen beide Parteien unter Druck: Die einen brauchten schnell ein Foto, um es um die Welt zu jagen. Die anderen mussten nach Beweisen suchen, möglichst ungestört. Beides rechtfertigt aber nicht, für ein Foto zu posieren, das dann ohne Verweis auf dessen Fiktionalität verkauft wird.

Die meisten Agenturen haben glücklicherweise darauf verzichtet. Gut so. Ansonsten wäre es Betrug am Betrachter. Auch wenn freilich immer Polizisten Kartons aus durchsuchten Wohnungen tragen. Aber der Zeitungsleser, der Internet-Benutzer, alle haben ein Recht darauf, diese Szene zu sehen, wie sie wirklich stattgefunden hat. Und was die Fotografen betrifft: Es ist ihr Job, zu warten. Wie es auch der Job der Polizisten ist, sich mit der Pressemeute abzufinden. Besonders perfide wäre es übrigens, wenn die Polizisten nicht Ruhe wollten, sondern sich einen Spaß aus der Fotoaktion gemacht hätten. Angeblich wurde viel gelacht – bei der Terror-Razzia.