„Meine eigene Antwort “

Johannes Brus erklärt, wie schnell ein Pferd blau werden kann

taz: Als Student an der Düsseldorfer Kunstakademie haben Sie den Streit zwischen Ihrem Lehrer Karl Bobek und Joseph Beuys erlebt. Damals ging es um die Zukunft der Bildhauerei: Tradition versus Erweiterung des Kunstbegriffs. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

Johannes Brus: Die Position von Beuys war die weiter tragende, die mich fasziniert hat. Ich bin viel in seiner Klasse gewesen. Aber ich wollte meine eigene Antwort finden. Beuys hat vieles für seine Studenten formuliert.

Sie denken also nicht im Rückblick, dass Sie sich falsch positioniert haben?

Es wäre opportunistisch gewesen, zu Beuys zu gehen. Seine Meisterschüler hatten einen guten Start. Allerdings waren da am Ende zig Meisterschüler.

Ist es eine späte Referenz an Ihren Lehrer, dass Sie zur Figürlichkeit zurückgekehrt sind?

Im Gegenteil! Bobek warf mir vor, dass ich mich von ihm nicht instrumentalisieren ließ. Später habe ich mich mit ihm sehr überworfen.

Was gab den Ausschlag?

Erstmal habe ich mich von der Bildhauerei abgewandt, weil ich das nicht zukunftsträchtig fand. Dazu kamen diese Vorwürfe, die Kunst sei ein spätkapitalistisches Relikt. Ich konnte nicht arbeiten, bis ich für mich geklärt hatte: In die politische Szene gehe ich nicht. Danach habe ich angefangen, mit Fotografie zu arbeiten – und bin darüber zur Plastik zurückgekehrt.

Über Fotografie zur Plastik?

Es sind ganz banale Dinge, die sich als wichtig erweisen. Ich war mit einem Schüler unterwegs, so einem Zwei-Meter-Typ. Auf einer Wiese stand ein kleines Pony. Ich fand den Größenvergleich so absurd. So ist die Fotoserie „Franz Marc und die Wilden“ entstanden. Als ich das Pferd mit Toner nachbearbeitet habe, hat nur das Blau funktioniert. Dann war das Pferd blau, und ich dachte: Das ist sowieso ein Zitat, dann mache ich das auch kenntlich. Weil ich das in die Dreidimensionalität übertragen habe, musste ich wieder modellieren. abe