Schleuser: Kriminelle oder Fluchthelfer?

Wenn Frank Worm von Schleusern spricht, meint er organisierte Kriminalität. Worm arbeitet beim Schleuser-Dezernat der Berliner Polizei. „Die Banden sind klar hierarchiert. Ihre Köpfe sitzen zumeist in Moskau“, berichtet er. Aus Vernehmungen wisse er, dass die Schleuser die Flüchtlinge als „Ware“ bezeichnen. Die Anwendung körperlicher Gewalt während der Schleusung sei ganz normal. Das habe auch jene 19 Chinesen betroffen, „die wir Anfang des Monats aus einer Neuköllner Wohnung befreit haben“.

Jens-Uwe Thomas hat ein ganz anderes Bild von Schleusern. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es aufgrund der restriktiven deutschen Visapolitik für politisch Verfolgte und Bürgerkriegsflüchtlinge kaum noch möglich ist, legal nach Deutschland zu kommen“, sagt der Mitarbeiter des Berliner Flüchtlingsrats. Weil die EU-Außengrenzen streng kontrolliert würden, brauche man professionelle Hilfe, um sie zu überwinden. Thomas plädiert deswegen für ein „differenziertes Bild von Menschen, die heute gemeinhin als Schleuser bezeichnet werden und früher Fluchthelfer hießen“. Es gebe Kriminelle unter ihnen, die die Not von Flüchtlingen ausnutzten. „Aber es gibt auch Menschen, die aus humanitären Motiven Hilfe leisten.“ Flüchtlinge nur als Opfer von Schleusern zu sehen sei jedenfalls ein einseitiges Bild, kritisiert Thomas.