„Eine Minute Lärm“

STUTTGART 21 Mit einem Schwabenstreich wird gegen das umstrittene Bahnprojekt protestiert

■ war 20 Jahre lang Bremer, ist seit 2008 Stuttgarter und bei den „Parkschützern“ gegen „Stuttgart 21“ aktiv.

taz: Herr Falk, Sie sind hier in Bremen um zu einem Schwabenstreich gegen „Stuttgart 21“ aufzurufen – was soll das sein?

Andreas Falk: Das ist ein symbolischer Akt: Die Bürger machen eine Minute lang mit Trommeln, Pfeifen, Rasseln Lärm und verschaffen sich das Gehör der Politik. Bei S21 geht es nicht anders, Argumente scheinen hier nicht zu zählen. Schwabenstreiche organisieren wir deshalb auch außerhalb Stuttgarts, in Berlin, London, New York oder Chile.

Da finden sich dann Exil-Schwaben zusammen?

Nein, es sind alle angesprochen. In Bremen haben wir zu Organisationen wie Robin Wood, dem BUND oder dem ADFC Kontakt.

Warum sollte man hier gegen ein Projekt in Stuttgart auf die Straße gehen?

Weil S21 Gelder für Infrastrukturprojekte bindet, die bundesweit und auch im Norden notwendig sind – etwa der Bau der Y-Trasse. Gutachten zufolge werden die Kosten auf bis zu 18 Milliarden Euro explodieren. Die zahlen Bahn, Land und Bund. Derzeit streiten Bund und Bahn um die Mehrkosten, die für einen Streckenneubau Wendlingen-Ulm anfallen. Der ist Teil von S21 – es steht und fällt also mit der Frage, ob der Bund diese Kosten zusagt.

Und Sie hoffen, dass bundesweite Proteste das verhindern?

Ja, Kosten und Nutzen von S21 sind einfach nicht klar dargestellt. Bei dem Protest geht es aber um mehr: Hier wird auch das Demokratieverständnis diskutiert. Von offizieller Seite heißt es zwar, das Projekt sei durch alle politischen Instanzen gelaufen. In der Bevölkerung aber ist es nicht legitimiert, wie Großdemos mit über 65.000 Menschen zeigen. INTERVIEW: THA

Sonntag, 19 Uhr, Bahnhofsvorplatz, ab Montag wöchentlich 18.30 Uhr