BERNHARD PöTTERRETTUNG DER WELT
: Danke für Ihr Geld!

Der Steuerzahler schenkt mir 330 Euro für einen neuen Rußpartikelfilter. Bekomme ich in Zukunft auch eine Prämie dafür, dass ich keine Selbstschussanlage habe?

Vielleicht liegt es daran, dass ich der Sohn eins preußischen Beamten bin. Oder daran, dass ich ein paar Jahre im Ausland gelebt habe. Jedenfalls bin ich ein großer Fan der deutschen Behörden. Schon das Ummelden der ganzen Familie nach Berlin vier Monate vor dem Umzug („Ich schreib einfach in den Computer, dass Sie schon hier sind, das ist für Sie viel einfacher.“) war von echter Berliner Herzlichkeit. Und jetzt das: Ummelden unseres Opel Zafira, weil er einen Rußfilter eingebaut bekam. Statt staatlich angeordneter Lebenszeitvernichtung beim tagelangen Campieren vor der Kfz-Zulassungsstelle gab es problemlos einen Termin im Internet. Ich kam ruck, zuck dran, und nach einer halben Stunde stand ich wieder draußen. Und das Beste: Keine drei Wochen später kommt der „Zuwendungsbescheid für eine nicht rückzahlbare Zuwendung in Höhe von 330 Euro“: Die Prämie für den Rußfilter! Hurra!

Der Mechaniker, der den Feelgood-Filter (endlich nicht mehr schuld am urbanen Krebstod sein!) einbaute, hatte noch gemeckert: Ob das teure Teil überhaupt was nützt, sei gar nicht bewiesen, er verstopfe in der Innenstadt ohnehin nur. Stimmt nicht, sagt Verkehrsexperte Axel Friedrich, der am Umweltbundesamt den Filter mit Zähnen und Klauen durchgekämpft hat: „In Berlin ist seit Einführung des Filters die Belastung mit Dieselruß um 25 Prozent zurückgegangen.“ Also haben wir unser Geld doch nicht sinnlos im Dieselruß aufgehen lassen. Aber ehrlich gesagt wundere ich mich über die 969,04 Euro, die der Filter gekostet hat, weniger als über die 330 Euro, die wir vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (!) geschenkt bekommen haben.

Sicher, das Geld nehmen wir gern. Wir möchten uns auf diesem Weg auch ausdrücklich bei Ihnen, Herr und Frau Steuerzahler, bedanken. Ich finde es toll, dass Sie uns so viel Kohle schenken, um weniger Ruß zu bekommen. Sie hätten ja auch einfach verordnen können, dass Autos ohne Rußfilter nicht mehr auf die Straße dürfen. Schön zu sehen, dass hier die einfachste Regel des menschlichen Zusammenlebens (nichts durch den Kamin jagen, was beim Nachbarn Krebs erzeugt) mit goldenem Handschlag belohnt wird.

Es sollte viel mehr Prämien dafür geben, andere Menschen nicht zu gefährden. Ich zum Beispiel fahre nie im Gegenverkehr auf der Autobahn. Ich rauche nicht. Ich springe im Schwimmbad niemandem auf den Kopf. Ich verzichte bewusst auf Selbstschussanlagen an unserem Gartenzaun. Alle diese Leistungen könnten mir von irgendeinem Bundesamt als „Prämie für umweltbewusstes persönliches Sozialverhalten“ (PUPS) in Form einer nicht rückzahlbaren Zuwendung überwiesen werden. Über so viel staatliche Zuwendung würde ich mich freuen. Denn eigentlich ist es ja egal, was die Behörde so macht. Hauptsache, man muss dafür nicht so lange warten.

Der Autor ist Journalist und Behördenfan Foto: privat