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Gesünder, schlauer, abgesichert!

ERGEBNISSE Fairer Handel wirkt umfassend: Die Produzenten werden ökonomisch gestärkt, besser gebildet und profitieren gesundheitlich. Einige Beispiele aus dem Alltag

Durch Kooperativen werden die Verhandlungspositionen im Preiskampf verbessert

VON MARTIN KALUZA

„Meine Vision ist, dass wir als Kooperative Fortschritte machen, damit nicht nur ich einen Nutzen habe, sondern alle, die organisiert sind, profitieren“, sagt Francisco Aguilar. Die Kooperative, von der der nicaraguanische Kleinbauer spricht, heißt Cosatin und produziert Kaffee und Honig. Aguilar ist Gründungsmitglied.

Vor allem Bildung liegt ihm und seinen Mitstreitern am Herzen. Deshalb unterstützen sie die Schulen der Region, indem sie einen Teil der gemeinsamen Einnahmen abzweigen und Stühle und Unterrichtsmaterialien kaufen. In einem Land, in dem es Kleinbauern oft am nötigsten fehlt, können sie sich das leisten, weil ihr Kaffee und Honig an Organisationen des fairen Handels exportieren.

Cosatin ist ein typisches Projekt des fairen Handels. Von Lateinamerika bis Afrika haben Kleinbauern häufig mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Ihre Erzeugnisse werden auf einem launischen Weltmarkt gehandelt, immer wieder durchleben sie Durststrecken. Die Alternative bestünde darin, in die Städte zu ziehen, in wild wuchernde wachsende Slums, und sich als Tagelöhner durchzuschlagen. Die Gründung von Kooperativen ist oft ein erster Schritt, die Verhandlungsposition im Preiskampf zu verbessern. Fairer Handel verbessert die Einnahmen noch einmal und schafft den Spielraum für Investitionen – in Bildung, Umweltschutz oder medizinische Versorgung.

Zunehmend achten die Organisationen des fairen Handels auch auf die Nachhaltigkeit der Produkte, etwa indem sie gezielt den Anbau von Mischkulturen fördern. „Auf meinem Acker wachsen neben Bananen auch Kakao, Zitrusfrüchte, Papaya, Gemüsepflanzen und Bäume in einem sogenannten Agroforstsystem“, erklärt Biobauer Manuel Benjamin Parrales aus Ecuador.

Parrales ist eines von 100 Mitgliedern im Kleinbauernverband Urocal und beliefert in Deutschland die Fairtradeorganisation BanaFair. Seit fast zehn Jahren sind die Urocal-Bauern biozertifiziert, sowohl nach der EU-Bioverordnung als auch nach den strengeren Kriterien des Anbauverbands Naturland. Die meisten von ihnen besitzen zwischen 1 und 15 Hektar Land.

Parrales verzichtet auf konventionellen Dünger und stellt seinen eigenen Kompost her. Zur Pilzbekämpfung verwendet er nur schonende, ökozertifizierte Mittel, und zum Schutz vor Unkraut und Bodenerosion baut er Bodendecker an. „Alles bio“, freut sich Parrales. „Ich bin froh, dass ich und meine Familie in einem gesunden Ökosystem leben und arbeiten können.

Und Parrales ist kein Einzelfall: Zusammen mit der Dominikanischen Republik und Peru hat sich Ecuador zu einem der Hauptexporteure für Biobananen entwickelt.

Auch auf die Gesundheitsversorgung hat fairer Handel Einfluss. Die 1999 in der Elfenbeinküste gegründete Kakaobauerngenossenschaft Kavokiva investiert einen Teil ihrer Einnahmen aus dem fairen Handel in Gemeinschaftsprojekte. 6.000 Mitglieder zählt die Genossenschaft. Sie hat ein Gesundheitszentrum und ein Geburtshaus für Mitglieder eingerichtet, einen Krankenwagen angeschafft und kann Medikamente günstig anbieten.

Kaffee und Kakao werden auf dem Weltmarkt zu Tagespreisen gehandelt, die stark schwanken können. Im fairen Handel bekommen die Produzenten neben einem garantierten Mindestpreis eine Fairtradeprämie von 150 Dollar pro Tonne Rohkakao. Kavokiva exportiert ausschließlich an Partner aus dem fairen Handel, in Deutschland an die Gepa. „Durch die Fairtradeprämie konnten wir auch Brunnenbohrungen finanzieren“, sagt der ehemalige Kakaobauer und heutige Kavokiva-Präsident Fulgence N’Guessan. „So werden Krankheiten durch verunreinigtes Wasser vermieden.“

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