AMBROS WAIBEL ÜBER DAS GEMENGE RECHTS DER UNION
: Die Überforderten

Merz, Clement, Sarrazin, der Berliner Provinz-Wilders Stadtkewitz, nun Frau Steinbach – und lauern im Hintergrund nicht auch noch Koch und Schill? Wie sexy soll die Neue Rechte in der Bundesrepublik eigentlich werden?

Es ist nicht nur aus ästhetischen Gründen zweifelhaft, dass wirklich eine erfolgreiche Partei am rechten Rand entstehen wird. Die wohlversorgten Damen und Herren werden sich hüten, ein Unternehmen à la „Republikaner“ oder „Bund freier Bürger“ (falls sich an den noch jemand erinnert) ins Leben zu rufen. Wie jede neue Bewegung auf der Linken unweigerlich Esoteriker und Altkader anzieht, müsste die neureaktionäre Gruppierung nämlich zunächst mal eine Menge gewalttätiger Psychopathen und chronischer Steuerhinterzieher integrieren beziehungsweise abschieben. Und selbst wenn es der Partei „Die Rechte“ (oder wie?) gelänge, sich vom Mob und von gutbürgerlichen Geschichtsrevisionisten glaubhaft abzugrenzen – wogegen nicht nur die Causa Steinbach spricht –, so wäre sie noch lange nicht über das Niveau einer Ansammlung überforderter Vorstädter hinausgekommen. Die mögen schrullig bis unangenehm sein, sind aber perspektivisch nicht politikfähig, weil sie der neuen gesellschaftlichen Realität um sie herum ausschließlich mit Angst begegnen. Deswegen denunzieren sie widersprüchliche, pulsierende Großstadtviertel als Ghettos, sie sehen senil erstarrt ausschließlich Probleme und Gefahren, wo Jüngere Chancen und kreative Freiräume entdecken.

Zudem betreibt die Regierung Merkel vom Sparpaket bis zum Atomdeal derart konsequent Klientelpolitik, dass sich nicht erschließt, womit die Rechte beim Wähler wie bei den potenziellen Großspendern aus der Industrie eigentlich punkten will – außer mit Rassismus. Damit verabschiedete sie sich aus der globalisierten Welt. Und aus der Realität.

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