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: Bisweilen erstklassige Zwerge

Bochum und Köln haben sich in einer Zwischenwelt eingerichtet – vollwertige Bundesligisten sind sie schon lange nicht mehr

Vielleicht werden sich der VfL Bochum und der 1. FC Köln nie mehr begegnen, außer wenn sich die Wege ihrer Anhänger auf den Autobahnen Nordrhein-Westfalens kreuzen. Die einen auf dem weiten Weg nach Burghausen, die anderen auf der Heimreise aus Bremen. Man könnte auch sagen: die einen mal wieder auf dem Weg nach oben, die anderen auf dem nach unten. Es ist nicht so, dass sich der VfL Bochum und der 1. FC Köln in unendlichen Weiten bewegen würden und aus diesem Grunde ständig verpassen müssten. Ganz im Gegenteil, sie leben in einem sehr, sehr kleinen Kosmos, der aus der Oberwelt Erste Liga und der Unterwelt Zweite Liga besteht. Hier wiederum haben sie sich eine eigene Zwischenwelt eingerichtet. Siebenmal hat Köln in den letzten zehn Jahren die Liga gewechselt, sechsmal der VfL Bochum. Und schon im frühen Stadium dieser Saison deutet sich an, dass munter weiter gependelt wird.

Bochum und Köln sind durch notorisches Absteigen stark geschrumpft, sie sind jetzt zu schwach und zu schwankend und können sich nur noch im Ausnahmefall länger als eine Saison auf Erstklassigkeit konzentrieren. Nach vielen Jahren erstklassiger Erfolge – die einen waren schon Meister, die anderen galten als unabsteigbar – muss man beiden inzwischen den Status eines vollwertigen Bundesligisten leider absprechen. Sie sind nur noch als Zwergbundesligisten anzusehen.

Damit sind sie nicht allein. In der Zwergenwelt leben auch Eintracht Frankfurt, Arminia Bielefeld, der SC Freiburg und andere. Aber keiner ist aktuell so aktiv, sich beim Pendeln aufzureiben wie Köln und Bochum. Noch hat die Unterwelt sie nicht gänzlich aufgesogen, noch kommen sie immer wieder nach oben. Gerade ist es der VfL. Bilanz nach drei Erstligaauftritten: drei Niederlagen, schwer enttäuschter Anhang. Bochumer sind zwar hart im Nehmen, aber das heißt ja nicht, dass sie frei von Träumen wären, das Unmögliche zu schaffen, doch wieder unabsteigbar zu werden und für immer, wenn auch in großer Distanz um die eine Sonne Bayern München kreisen zu dürfen.

Davon, dass Köln nächstes Jahr wieder eine Umlaufbahn in der Bundesliga absolviert, darf man ausgehen. Eine knappe zweitklassige Niederlage zwischendurch ändert daran nichts. Außerdem ist beim FC eine interessante Ausprägung des Zwergbundesligistentums zu beoachten: Anders als Bochum leidet Köln nicht unter dem Pendeln. Misst sich der FC mit vollwertigen Bundesligisten, freut sich der Anhang an interessanten Begegnungen. Ist der FC zweitklassig, freut er sich an Siegesserien. Man sieht: Es gibt Schlimmeres als zu schrumpfen, auch einen Zwergbundesligisten muss man sich als glückliches Geschöpf vorstellen können.

KATRIN WEBER-KLÜVER