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: Das Fußball-Phantom als Versager

Zwei Meter waren es noch. Weiter stand Roy Makaay, Stürmer in Diensten des FC Bayern, am Samstagnachmittag in der Fröttmaninger Arena nicht vom Tor des 1.FC Nürnberg entfernt. Er hatte alles richtig gemacht bis dahin, hatte den gegnerischen Torwart umspielt. Er hatte freie Schussbahn – und schoss daneben. Es bleibt beim 0:0. Das sind die Momente, in denen das Publikum besonders laut aufstöhnt. Ein Stürmer muss treffen. Das wird von ihm verlangt, auch wenn er nicht frei vor dem Tor steht.

„Ich muss das noch mal sehen, um es wirklich zu glauben“, sagte der Fußballer aus den Niederlanden, der 2003 für die Rekordablösesumme von knapp 19 Millionen Euro vom spanischen Erstdivisionär Deportivo La Coruna zum FC Bayern gewechselt war. Schon bald nach seiner Ankunft in München wurde Makaay „Tor-Phantom“ genannt. Der Neue beteiligte sich so gut wie gar nicht am Spielaufbau und traf dennoch in beinahe jedem Spiel. 23 Tore hat er in seiner ersten Saison für den FC Bayern erzielt. Im Jahr darauf waren es 22. Doch dann kam die große Krise.

In der vergangenen Spielzeit schoss Makaay nur 17 Tore in der Liga. Monatelang traf er keinen Ball so, wie man es von ihm gewohnt war. Sein Trainer vertraute ihm. Auch Felix Magath war es ein Rätsel, warum Roy Makaay plötzlich nicht mehr schießen konnte. Lag es an der bevorstehenden WM, an der er gerne für die Niederlande teilgenommen hätte?

Am Ende verlor er den Kampf um einen Platz in der Nationalmannschaft. Als feststand, dass er seinen 39 Länderspielen so schnell keines mehr wird hinzufügen können, schien er seine alte Sicherheit wiederzuerlangen. Gegen Ende der abgelaufenen Saison traf er die Bälle wieder besser und trug seinen Teil dazu bei, dass die Bayern Meister und Pokalsieger wurden. Roy Makaay wurde wieder gefeiert in München.

Der 31-Jährige verkündete, dass er seine Karriere in München beenden wolle. Nicht nur ihm, auch seiner Frau Joyce und seinen Kindern Dani und Milou gefalle es in der deutschen Fußballhauptstadt. Beim FC Bayern freute man sich über das Bekenntnis und buhlte dennoch um Ruud van Nistelrooy, Makaays jahrelangem Konkurrenten um einen Platz in der Nationalmannschaft. Ein Vertrauensbeweis war das nicht gerade. Der Deal platzte. Makaay musste nicht mehr um seine Postion fürchten. In den ersten zwei Spielen der neuen Bundesligasaison traf er. Von Verunsicherung keine Spur. Bis zum Samstag. Der Fehlschuss von München wird als Lachnummer in die Ligageschichte eingehen. Erklären kann ihn niemand. Das Phantom wird ein Rätsel bleiben. ANDREAS RÜTTENAUER

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