UNTERM STRICH

Am 11. März jährt sich die Reaktorkatastrophe von Fukushima zum dritten Mal. In Leipzig wird deshalb am 10. März zu einer Mahnwache auf den Marktplatz eingeladen. Sie gilt auch dem Unmut, „dass auch in Deutschland immer noch Atomkraftwerke laufen und die zahlreichen Folgeprobleme bis heute ungeklärt sind, wie etwa die Endlagerfrage“, so erklärten die Veranstalter gestern. Und die internationale Ärzteorganisation IPPNW warnte vor der Vertuschung gesundheitlicher Folgen. Die japanische Regierung unterbinde die Untersuchung möglicher strahlenbedingter Erkrankungen, sagte die Vertreterin der deutschen IPPNW-Sektion, Angelika Claußen.

Aktuelle Meldungen zeigen, dass mit immer weiteren Kontaminierungen des Meeres und der Luft gerechnet werden muss. In Berlin versucht eine Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg „Distant Observations. Fukushima in Berlin“ den Umgang, die Reflexionen und Reaktionen in Auseinandersetzung mit der Atomkraftkatastrophe von Fukushima in Japan aufzuzeigen. Die beteiligten Künstler haben die Atomkatastrophe zumeist nur medial vermittelt und aus großer räumlicher Entfernung erlebt. Zentrales Thema ist deshalb das Wechselverhältnis zwischen persönlicher Betroffenheit und politischen Handlungsmöglichkeiten.

Andere Kraftwerke sind schon Geschichte und dienen als Denkmal der industriellen Entwicklung. Zum Beispiel die Südzentrale in Wilhelmshaven, ein historisch bedeutendes Kraftwerk der ehemaligen Kaiserlichen Werft aus dem Jahr 1908. Ihr droht jetzt der Abriss durch den derzeitigen Eigentümer, ein Immobilienunternehmen im westfälischen Ibbenbüren. Mit einer Menschenkette hatten am Sonntag mehrere hundert Wilhelmshavener gegen einen möglichen Abriss demonstriert, nicht zum ersten Mal. Die finanzschwache Stadt kann den Komplex nicht erhalten und hofft, dass sich in einer zweiwöchigen Frist noch ein neuen Käufer findet, um das Industriedenkmal zu retten.