Polizei rechtfertigt Razzia

Ein paar Gramm Koks förderte die Durchsuchung des Stubu mithilfe von 500 Polizisten auf der Discomeile zutage. Der Betreiber der Großraumdisco will jetzt Strafanzeige stellen

von Eiken Bremen

Einen Tag nach der Razzia im Stubu mit 500 Beamten ist die Bremer Polizei verstimmt über die Kritik an dem Einsatz. „Sonst heißt es immer, wir machen zu wenig auf der Discomeile und wenn wir etwas tun, ist es auch falsch“, grantelte gestern Polizeisprecher Heiner Melloh. Der Besitzer des Stubu, Rainer Büsing, hatte zuvor die „groß angelegte Durchsuchungsaktion“ – so der Polizeibericht – in der Nacht auf Sonntag als unverhältnismäßig bezeichnet und rechtliche Schritte angekündigt.

Büsing kritisierte unter anderem, dass seine Gäste – nach Polizeiangaben hielten sich 1.500 Personen in der Großraumdiscothek auf – nicht auf Toilette gehen konnten. Der Geschäftsführer des Stubu, Henry Hohmann, schildert, wie die Polizei Frauen dazu aufforderte, hinter dem DJ-Pult in Weizengläser zu pinkeln. „Und dann haben die sich noch darüber lustig gemacht.“ Die Polizei weist die Vorwürfe zurück. „Jeder, der wollte, konnte auf Klo“, so Polizeisprecher Melloh. Allerdings hätte es manchmal länger gedauert, da die Personen zuvor auf Drogen oder Waffen kontrolliert worden seien. Nicht alle Discogäste hätten über die dreistündige Dauer des Einsatzes im Stubu ausharren müssen, sagt Mellohs Kollegin Franka Haedke, die bei dem Einsatz dabei war. In kleinen Gruppen seien die Leute nach und nach zur Feststellung der Personalien in Räume des Finanzamtes gebracht worden. Einige seien dort auch durchsucht worden.

Die Polizei rechtfertigt die Aktion damit, dass es im Umfeld des Stubu immer wieder zu Drogen und Körperverletzungsdelikten gekommen sei. 33 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und 69 Anzeigen wegen Körperverletzung – davon 23 gegen die Türsteher des Stubu – zählte die Polizei in diesem Jahr bis zum 6. Juli, eine Verurteilung habe es allerdings noch nicht gegeben, räumte die Polizeiprecherin ein. Als Haupttäter hat die Polizei dennoch die Türsteher des Stubu und deren „Umfeld“ im Auge, sie wurden bei der Razzia auf den Boden geworfen und durchsucht. Ob die Türsteher tatsächlich Drogen zum Verkauf bei sich führten, konnte die Polizei gestern nicht sagen, die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Es seien mehrere kleine Mengen Kokain gefunden worden, sagte die Sprecherin, einige bei Gästen oder auf dem Fußboden. Ein Türsteher habe zudem einen höheren Geldbetrag in der Tasche gehabt. Der Stubu-Geschäftsführer Henry Hohmann weist den Verdacht, das Geld stamme aus Drogengeschäften, zurück. Der Mann habe zehn Euro plus 1.250 Euro Lohn bei sich getragen, drei Durchsuchungen hätten keine Drogen zutage gefördert. Hohmann betonte, dass im Stubu niemand arbeiten dürfe, der wegen Drogen oder Waffen aufgefallen sei. Eine „Backpfeife“ sei allerdings kein Grund jemand zu entlassen.

Ein Türsteher befindet sich laut Stubu-Geschäftsführer Hohmann mit einem Kieferbruch noch im Krankenhaus. Ein weiterer Mitarbeiter sei gerade in eine Herzklinik überwiesen worden. Der Endzwanziger habe sich in der Nacht auch auf den Boden legen müssen und habe danach einen Zusammenbruch erlitten. „Sein Zustand ist sehr ernst“, so Hohmann.