Offensive in Darfur

Amnesty warnt vor neuer Gewalt in der sudanesischen Provinz Darfur. Sicherheitsrat berät über UN-Truppen

KHARTUM/LONDON afp/epd ■ Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, umgehend zu handeln, um die Bevölkerung in der Krisenregion Darfur vor Armeetruppen zu schützen. Die Regierung in Khartum bereite eine Offensive gegen Rebellengruppen vor, erklärte ai am Montag. Täglich würden Regierungssoldaten und Waffen nach Darfur gebracht. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) beriet gestern Abend über eine Resolution, in der die Stationierung von rund 20.000 UN-Sicherheitskräften in Darfur gefordert wird.

Die sudanesische Regierung lehnt das Vorhaben ab. Die Führung in Khartum hat stattdessen einen Plan vorgelegt, mehr als 10.000 eigene Soldaten zu entsenden. Nach Ansicht von amnesty und der USA betrachten jedoch viele der 2,5 Millionen Vertriebenen in der Region die Regierungssoldaten eher als Teil und nicht als Lösung des Problems.

Nach dem Aufstand nicht-arabischer Rebellen Anfang 2003 hatte die Regierung Milizen, die so genannten Dschandschawid, bewaffnet, um die Revolte niederzuschlagen. Den Milizen werden Vergewaltigungen, Plünderungen und Mord vorgeworfen. Die US-Regierung spricht von Völkermord. In dem Konflikt sind hunderttausende Menschen getötet worden. Derzeit versuchen 7.000 Soldaten der Afrikanischen Union, in dem riesigen Gebiet für Sicherheit zu sorgen.

Auch der frühere UN-Sonderberichterstatter für den Sudan, Gerhart Baum, hat vor einer Eskalation der Gewalt in Darfur gewarnt. Rund 1,6 Millionen Menschen in Darfur seien derzeit für Hilfslieferungen nicht erreichbar. Die islamische Regierung sei „Teil des Problems“ sagte Baum in der Würzburger Tagespost. Da das Mandat der Afrikanischen Union ablaufe, müsse jetzt eine internationale Friedenstruppe her, meinte Baum.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dem Sudan am Montag vorgeworfen, mit willkürlichen Prozessen gegen ausländische Journalisten die Berichterstattung über Darfur zu erschweren. Am vergangenen Samstag wurde der Journalist Paul Salopek von der Zeitschrift National Geographic wegen Spionage angeklagt. Ähnliche Vorwürfe waren gegen Timor Kriznar, einen Fotoreporter erhoben worden. Er wurde am 14. August zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er angeblich ohne Visum nach Darfur eingereist war und „falsche Nachrichten“ verbreitet haben soll. GB